2013-01-31

Lia Wöhr

Es gab wenige Personen, die für Wolf Schmidt eine so große Bedeutung hatten wie Lia Wöhr. Dies beruhte auf ihrer phänomenalen Vielseitigkeit, mit der sie immer dort einspringen konnte, wo es nötig wurde. Ihr ging es um die Erreichung der Ziele, auch wenn sie dabei Unangenehmes auf sich nehmen musste. Sie war in jeder beliebigen Funktion einsetzbar: Hinter dem Mikrofon, vor der Kamera und hinter den Kulissen. Gerade dort hat sie sich im Prinzip um alles gekümmert.

Dazu ist zu bedenken, dass die Vorbereitung und Durchführung von Dreharbeiten eine nicht unerhebliche Zahl von Menschen einbezieht, die alle ihre eigenen Vorstellungen, Empfindlichkeiten und Ansprüche haben: Handwerker, Lieferanten, Agenten, Statisten, Künstler, Stars und solche, die es gern wären, anhängliche Bewunderer und unerbittliche Bürokraten.

Es war Lia Wöhr, die Wolf Schmidt durch diesen organisatorischen Dschungel den Weg ebnete. Sie wurde Wolf Schmidts loyale Vertraute, seine Produzentin und somit sein unverzichtbarer Blitzableiter, Berater, Vertragspartner, Problemlöser, Caterer, Schutzengel und Zerberus. Sie hatte neben Wolf Schmidt die mächtigste Position im Team und war sich trotzem nicht zu schade, buchstäblich den Dreck wegzumachen.

Michael

Lia Wöhr


Zwischen Taktstock und Staubwedel

Lia Wöhrs Kurzbiografie

von Sabine Hock

Am 26. Juli 1911 wurde Elisabethe Anna Wöhr in Frankfurt am Main geboren. Sie wuchs mit zwei jüngeren Geschwistern im Gallusviertel auf, wo ihre Eltern eine Bäckerei betrieben. Schon früh nahm die Mutter die kleine Lia mit ins Theater. Das erste Stück, das das Mädchen im Frankfurter Schauspielhaus sah, war Schillers „Wallenstein“: „Ich verstand gar nichts“, bekannte Lia Wöhr in ihren Erinnerungen.

So schnell ließ sich eine wie sie jedoch nicht abschrecken. Und als dann einmal „Salome“ von Richard Strauss auf dem Spielplan stand, war Lia so fasziniert vom Tanz der sieben Schleier, dass sie beschloss, Tänzerin zu werden. Von der Mutter erbettelte sie, künftig zur Ballettstunde gehen zu dürfen. Nach zwei Jahren jedoch erklärte der Ballettmeister der Mutter, dass aus der Lia bei aller Begabung nie eine Primaballerina werden würde: „Dafür ist sie zu schwer!“ Stattdessen schlug er vor, sie auf eine Schauspielschule zu schicken: „Aus der wird bestimmt einmal eine prachtvolle komische Alte!“ Die Mutter, ganz bodenständige Bäckersfrau, erwiderte nur: „Und was macht sie in der Zwischenzeit?“

Lia Wöhr sollte noch allerhand „machen“. Ab 1927 besuchte sie die Schauspielschule ihrer Heimatstadt. Sie wurde Schauspielerin, Ballettmeisterin und Dirigentin, arbeitete als Operettensoubrette, Kabarettistin, Souffleuse, Conferencière, Alleinunterhalterin, Hörfunksprecherin, internationale Opernregisseurin und preisgekrönte Fernsehproduzentin.


Eine Lehrzeit im Kasten

Nach ersten Engagements in Halberstadt, Annaberg, Bad Helmstedt und Berlin kehrte Lia Wöhr 1935 nach Frankfurt zurück, wo sie bei den Städtischen Bühnen anfing. Zunächst in kleineren Komödienrollen am Schauspielhaus eingesetzt, sammelte sie als Souffleuse bei der Oper reichliche Erfahrungen. Sie blieb im „Kasten“, bis der Theaterbetrieb 1944 kriegsbedingt eingestellt wurde.

Nebenbei studierte sie Komposition, Klavier und Dirigieren an der Musikhochschule, und während des Krieges begleitete sie als Regieassistentin die Frankfurter Oper auf deren Auslandsgastspielen nach Rumänien, Bulgarien, Frankreich und Spanien.

Hessemädche trifft Hessebub

Nach Kriegsende trat Lia Wöhr als Alleinunterhalterin in Revueprogrammen für die amerikanischen Besatzungstruppen und später auch für die deutsche Zivilbevölkerung auf.

Für den neu gegründeten Frankfurter Sender, den späteren Hessischen Rundfunk, erfand sie ihre Rolle als „Hessemädche“. Das Rüstzeug dafür hatte sie sich in dem Stimmungslokal „Maier Gustl’s Oberbayern“ geholt, wo sie in oberhessischer Tracht erschien, improvisierte, sang und vier Instrumente – Sopransaxophon, Klarinette, Trompete und Akkordeon – spielte. Das „Hessemädche“ kam über zwei Jahre lang gut bei den „Bunten Nachmittagen“ im Radio an.

Auf den „Bunten Nachmittagen“ lernte das „Hessemädche“ Lia einen „Hessebub“ kennen, der in ihrem Leben noch eine große Rolle spielen sollte: Wolf Schmidt. Sie hatten einiges gemeinsam: Beide hatten „für die Amerikaner getingelt“ und sich ein Publikum geschaffen - zuerst auf kleinen Bühnen, dann auf Bunten Abenden. Und beide hatten es geschafft, sich beim Radio zu etablieren. Wolf und Lia erkannten schnell ihre gegenseitigen Qualitäten. In ihrer Autobiografie erinnerte sie sich, zusammen Sketche gespielt und an Texten gearbeitet zu haben.

Lia Wöhr als Mamma im Studio (Radio)


Die Gründung der Familie

Wolf Schmidt hatte bei Radio Stuttgart mit der „Familie Staudenmaier“ 1948 einen großen Wurf gelandet - auf Schwäbisch! Als der Frankfurter Sender sich für eine Aufnahme dieser Hörspielserie in Hessisch entschied, war Lia Wöhr gleich mit von der Partie. 1949 wurde die „Familie Hesselbach“ gegründet, und Lia Wöhr übernahm zunächst die Rolle der Tochter Anneliese, für die sie mit inzwischen 38 Jahren eigentlich zu alt war. Von der zweiten bis zur 77. und letzten Folge 1956 sprach sie dann die „Mamma Hesselbach“, deren legendärem „Kall, mei Drobbe!“ sie die angemessene Stimmkraft verlieh.

Ganz nebenbei baute sich Lia Wöhr eine internationale Karriere als Opernregisseurin auf. Von 1951 bis 1962 war sie mit ihren Inszenierungen, insbesondere der Werke von Richard Wagner, in Italien, Spanien, Portugal, Brasilien, England und Irland zu Gast.


Die Produzentin

Lia Wöhr am Set


Lia Wöhr


Autogrammkarte von Lia Wöhr

Die gute Zusammenarbeit bei den Hesselbach-Radioproduktionen fand eine Fortsetzung, als Wolf Schmidt 1954 begann, auf eigene Kosten die Hesselbachs als Kinofilme zu produzieren. Wolf engagierte Lia wieder - aber als Produktionsleiterin, nicht als Mamma. Sie spielte in den Filmen vor der Kamera Nebenrollen, dahinter aber war sie Wolf Schmidts wichtigste und mächtigste Mitarbeiterin. Von der Drehplanung bis zur Besorgung von Requisiten kümmerte sie sich um alles und päppelte sogar das erschöpfte Filmteam mit hessischer Hausmannskost auf – zubereitet von ihrer Mutter.

1955, gleich im Anschluss zu den Hesselbach-Dreharbeiten am Bodensee, erhielt Lia Wöhr ihre erste „Putzstelle“ beim HR: In der Unterhaltungssendung „Auf ein frohes Wochenende“ klaubte sie als Putzfrau Hippenstiel über 500 Folgen lang weggeworfene Schallplatten aus dem Papierkorb, was sie natürlich nie still und stumm erledigte.

Als die Hesselbachs ab 1959 ihren Weg ins Fernsehen fanden, übernahm Lia Wöhr wieder die Rolle der Produzentin - und die der Putzfrau gleich mit, in beiden Disziplinen bestens geübt. Lia Wöhr sorgte nun als festangestellte Produzentin des Hessischen Rundfunks für die organisatorische Umsetzung der Hesselbachs - und vieler anderer Produktionen. Und das mit derartiger Umsicht und Geschick, dass sie es innerhalb der komplizierten Hierarchie, die öffentlich-rechtliche Sendeanstalten an sich haben, zu einer Sonderstellung brachte, die einzigartig war und es auch bleiben sollte. Nicht nur, dass sie die erste weibliche Produzentin beim deutschen Fernsehen überhaupt war: Niemand sonst hatte beim Hessischen Rundfunk jemals wieder als Produzent einen derart großen Einfluss auf die Programmgestaltung wie die bekannteste Putzfrau des Senders.

Die Prominente

Nachhaltige Berühmtheit errang Lia Wöhr auch durch ihre Fernsehauftritte in der - natürlich von ihr produzierten - Unterhaltungssendung „Zum Blauen Bock“. Dort dirigierte sie von 1966 bis 1987 als resolute Frau Wirtin im feschen Dirndl ihre beiden „Kellner“ Heinz Schenk und Regnauld („Reno“) Nonsens.

Nach ihrer Pensionierung beim HR 1976 trat Lia Wöhr im Volkstheater Frankfurt auf, das ihre Nachfolgerin als „Mamma Hesselbach“, Liesel Christ, inzwischen gegründet hatte. Auch der Hesselbach-Fernsehsohn Dieter Henkel engagierte sie für sein „Theater unterwegs“, zuletzt als Bibbo in Zuckmayers „Katharina Knie“. Auch im HR war sie weiterhin zu sehen: Sie moderierte die „Hessen-Rallye“ und beriet Hörer und Zuschauer als Briefkastentante „Frau Löhlein“ mit hessischem Witz in den „drängendsten“ Alltagsfragen.

Trotz einiger gesundheitlicher Malaisen war sie bis zuletzt auch immer wieder in kleineren Fernsehrollen, zum Beispiel im „Tatort“, zu sehen.
Lia Wöhr verstarb am 15. November 1994.


Neufassung des Features in PRESSE.INFO, hg. v. Presse- und Informationsamt der Stadt Frankfurt am Main, vom 19. Juli 2011 zum 100. Geburtstag von Lia Wöhr.
Dr. phil. Sabine Hock arbeitet als freie Autorin und Journalistin.
www.sabinehock.de



Zum Seitenanfang

2013-01-30

Gaby Reichardt an Wolf Schmidt

Gaby Reichardt

Lieber Herr Schmidt,
verehrter Herr Hesselbach,

ja, damals waren noch die jungen Schauspieler in Ehrfucht "per Sie" mit den Vorgesetzten, und Sie, lieber Herr Hesselbach, waren nicht nur im Film, sondern auch am Set der bewunderte, geachtete Boss (umso stolzer war ich, auf dem "Betriebsausflug" mit Ihnen tanzen zu dürfen).

Zum 100. Geburtstag sind Sie immer noch geliebt und geschätzt von Ihren "Angestellten" und vom Publikum, das voller Freude auch noch am späten Abend eine Folge der "Hesselbachs" sieht, die genauso aktuell ist wie vor 50 Jahren; Sie, lieber Chef, haben eben dem Volk aufs Maul geschaut - wer kann das heute noch?

Das größte und schönste Kompliment, das ich Ihnen machen möchte und als unbezahlbares Geschenk an Sie weitergebe:

Ihre Firma Hesselbach hat Wolf Schmidt unsterblich gemacht.

Danke für eine schöne Zeit.

Ihre

Gaby Reichardt - Emmi Puchel

2013-01-28

»Kall, mei Drobbe!«

Die stehende Redewendung, auch Nichthessen zumeist ein Begriff, stammt noch von der Hörfunk-Mamma Lia Wöhr. Nach Reinhard Frost, der den nachfolgenden Aufsatz verfasste, ist der Ruf nach dem rettenden Elexier "fast schon ein Synonym für die hessische Mundart und gewiss so populär wie das bajuwarische »ozapft is«".

An dieser Stelle darf nach über 70 Jahren ein Geheimnis verraten werden, nämlich wie der Originalruf geklungen hat:

»Schorsch! Bring ma'ramol mein' Durian!«

Die Bestellung erfolgte auf böhmisch, die Bestellerin hieß Marie und war Wolf Schmidt's sudetendeutsche Schwiegermutter, Schorsch der dazu gehörende Gatte. Mit Durian war Dujardin gemeint, es durfte aber auch ein Melissengeist sein, die Funktion der guten Tropfen war immer die gleiche, und auch genau dem gleichen Zwecke dienend, wie dies in den Hesselbachs geschildert wurde.

Dass Hessen für den Durchschnittsdeutschen zwischen Westerland und Berchtesgaden mit einer so trivialen Formel wie "Kall mei Drobbe!" umrissen werden kann, geht also auf ein böhmisches Konto. Und das ist typisch, denn Wolf Schmidt liebte die Sprache, die Sprachen und deren Dialekte. Er selbst sprach zuhause so dialektfrei, dass wir Kinder Hessisch als etwas fremdes, kurioses empfanden, wenn wir es hörten.

Michael

Übersicht



Hörfunkfamilie Hesselbach


»Hessisch ist eine Gesinnung«


Der nebenstehende Multimedia-Clip ist ein Ausschnitt aus »Ich sach' ja nix, ich red' ja bloß!« von Peter Knorr und Lionel van der Meulen. Wolf Schmidt ist darin mit einer humorvollen Darstellung der Hessen und des Hessischen zu hören.


Die Hesselbachs und das Hessische


von Reinhard Frost

WILLI: Sehn se, bei uns in Hessen gibts en Sprichwort: Wer sei Frau net als mal verhaut, der liebt se net.
HELGA: Ach, ich dachte schon, Sie verirren sich in eine Liebeserklärung.
WILLI: Das war eine Liebeserklärung!
HELGA: Es muß etwas Wunderbares sein um das hessische Liebesgeflüster.
Das Hessisch, wie es bei den Hesselbachs tönt: Für jeden Nichthessen eine klare Sache, für jeden Odenwälder oder Kasselaner ein Unding, denn was bei den Hesselbachs durch den Äther oder auf dem Bildschirm babbelt, hat mit deren Mundart natürlich nicht mehr viel zu tun.

Auch ein »alter Frankfurter« (so es diese Gattung überhaupt noch gibt) wird das Hesselbach-Hessisch kaum mit seiner Sprache voll identifizieren wollen. Reden die Hesselbachs am Ende gar kein richtiges Hessisch? Das wohl schon, aber es ist dennoch ein sprachlicher Kompromiss, genauso wie die Fernsehaufzeichnungen des Ohnesorg-Theaters einen Kompromiss darstellen; ungeglättetes Plattdeutsch hätte südlich von Buxtehude wohl kaum noch Chancen auf Einschaltquoten.

Strenggenommen kann von dem hessischen Dialekt gar nicht gesprochen werden, denn genausowenig wie sich etwa der Freistaat Bayern mit der Verbreitung der bairischen Mundart deckt, ist Hessen nicht automatisch »Babbelzone«. So liegen beispielsweise Teile Nordhessens schon jenseits der niederdeutschen Sprachgrenze. Das bedeutet: »ik«, »dat«, »op« statt »isch«, »des« und »uff«.

Die Familie Hesselbach im Radio


Am Anfang war es waschecht


Hört man sich die frühen Rundfunkfolgen der »Hesselbachs« heute noch einmal an, staunt man nicht schlecht. Wolf Schmidts Friedberger Herkunft ist deutlich auszumachen. Fast alle Beteiligten sprechen einen stark ausgeprägten Dialekt. Die Hessen waren noch unter sich. Verständlicherweise, denn noch waren die Hesselbachs kein bundesdeutscher TV-Straßenfeger, sondern allenfalls eine Hörfunkattraktion im Raum Frankfurt.

Nicht nur thematisch, auch sprachlich sind die Hesselbachs keineswegs ein festgefügter Block. Das läßt sich leicht feststellen. Man braucht nur einmal einige Hörfunkfolgen mit den etwa zehn Jahre später gedrehten Fernsehfolgen zu vergleichen. Das ist nicht schwierig, denn eine große Anzahl der alten Hörfunk-Plots wurde für die Fernsehaufzeichnung wiederverwertet, ja vom Text her manchmal fast wörtlich übernommen (z. B. »Dreckrändche«, »Techtelmechtel« oder »Der röhrende Hirsch«).

Ein Blick auf die Besetzungsliste macht aber schon deutlich, dass wesentliche Änderungen vorgenommen wurden. So sind etwa die Rollen von Lindner und Helga Schneider ursprünglich von Hessen gesprochen, während sie im Fernsehen von Schauspielern mit hochdeutschem (Joachim Engel-Denis) beziehungsweise süddeutschem Tonfall (Helga Neuner) gespielt wurden.

Auf den ersten Blick mag diese sprachliche Neuorientierung ein wenig als Preisgabe der homogenen »Babbelgesellschaft« erscheinen, doch die (eher behutsamen) Änderungen, die zwischen Hörfunk- und Fernsehversion vorgenommen wurden, sind eigentlich nur eine folgerichtige Angleichung an den Wandel innerhalb der deutschen Nachkriegsgesellschaft im Verlauf der 50er und 60er Jahre. Es gibt dann keine einheitlich geformten Belegschaften und Familien mehr, auch sprachlich nicht. Die Menschen sind mobiler geworden. Moderne Charaktere dringen in den »bodenständigen« Stamm der Hesselbachs ein: der Fernseh-Lindner, die Pinella, die Heidi.

Wolf Schmidt hat damit auf die veränderte Situation, die sich allein schon aus der nun bundesweiten Verbreitung der Serie ergab, wohl zum rechten Zeitpunkt reagiert. Das Verharren auf einer ausschließlich hessischen Besetzung hätte die Hesselbachs sicher in ihrer Wirkung begrenzt und den Identifikationswert für breite Bevölkerungsschichten über Hessens Grenzen hinaus erschwert.

Max Strecker, Joachim Engel-Denis und Wolf Schmidt


Durch die Gegenüberstellung aber von Hessen mit hochdeutschen beziehungsweise mit Sprechern anderer Dialekte (z. B. dem Schwaben Münzenberger) erhöhte sich der Reiz der Serie. Denn die »Eingeplackten« mußten sich natürlich mit der nach wie vor dominierenden hessischen Wesensart irgendwie arrangieren.

Diese gewann eigentlich noch an Kontur, da ihre Eigenart von den Nichthessen an einigen Stellen regelrecht kommentiert wird. So beispielsweise in der eingangs zitierten »Liebesgeflüster-Passage« zwischen Helga und Willi oder aber in der Fernsehfolge »Der Kinderwagen«, in der Lindner den hessischen Dialekt allein durch das gereizte Nachsprechen von Frau Siebenhals »Ischmuß- jetzt-hier-butze-Jargon« persifliert und zugleich charakterisiert:
LINDNER (aufgebracht): Wo ist das Kind?
SIEBENHALS: Was fier'n Kind?
LINDNER UND BABBA: Meins!
SIEBENHALS: Ach, unser Biebsche. Ja, is'n des net dehaam?
LINDNER (die Siebenhals nachahmend): Es ist net unser Biebsche. Es is mei Biebsche un es is net dehaam.



Die Hesselbachs und die Nicht-Hessen

Dass die Radio-Hesselbachs noch ausgeprägter babbeln als später im Fernsehen, wird im Vergleich deutlich. Auch in den Radiozeiten traten natürlich schon Nichthessen auf. So etwa in der Folge »Der Weihnachtsgast« Hans-Joachim Kulenkampff als französischer Leutnant, der vor seinem eigentlichen Erscheinen die, ob seiner Mission wild spekulierende Familie und besonders den Babba in Angst und Schrecken versetzte; die Furcht vor fremden (Besatzungs-)Mächten saß 1951 noch tief. Leutnant »Kuli« war mit seinem französischen Akzent natürlich die Liebenswürdigkeit selbst, doch zunächst wurde er als kaum einschätzbarer Eindringling in die ansonsten sehr überschaubare Hesselbach-Welt eingestuft. Willi, als Vertreter der jungen Generation, konnte in diesem Fall die alten Ressentiments aus dem Weg räumen.

Mit der Fernsehversion begann dann ein neues Hesselbach-Zeitalter. Sicher, der heutige Zuschauer wird streckenweise in nostalgische Gefühle verfallen, wie beschaulich und weitgehend stressfrei es um 1960 in der »Alltagschronik einer Verlagsdruckerei - irgendwo im Hessischen« noch zuging.

Doch befanden sich die Fernseh-Hesselbachs bereits in den satten Jahren des Wirtschaftswunders. Man war schon wieder wer. So konnte die Firma Hesselbach beispielsweise den Juniorchef Willi fast wie selbstverständlich als gewandten Geschäftsmann nach Amerika entlassen.

In den Fernsehfolgen ist, wie gesagt, eine Reihe bereits zu Hörfunkzeiten vorhandener Rollen mit Nichthessen besetzt worden. So etwa Chefredakteur Betzdorf (Bogeslav von Heyden). Als verhinderter Intellektueller ist er ständig darum bemüht, die Fahne eines halbwegs gediegenen Journalismus hochzuhalten, ein Anliegen, das natürlich im verfilzten Kleinstadtsumpf meistens scheitert: »Wir sind es den Lesern der Weltschau schuldig... etc. ... etc.«

Daneben wurde allmählich die Rolle des Fräulein Pinella entwickelt. Ursprünglich von der Mamma in den Betrieb hineingelobt und dort vom Babba liebevoll umhätschelt, wandelte sich »Pinni« bald vom hübschen Dummchen zur aufgeweckten Lokalreporterin. Ganz der Typus der modernen, unabhängigen Frau (zumindest aus der Sicht der frühen 60er Jahre), steht sie weitgehend über dem »gewachsenen« Betriebsklüngel, in den zum Beispiel ihre etwa gleichaltrigen hessischen Vertriebskolleginnen Frieda Lahrmann und Emmi Puchel tief verstrickt sind. Verständlich also, dass die ebenfalls hochdeutsche Hesselbach Tochter während einer plötzlich auftretenden Selbstverwirklichungsphase geistige und räumliche Zuflucht bei der »Pinni« sucht.

Überhaupt ist den jung-dynamischen Nichthessen, wozu natürlich auch Prokurist Lindner zählt, die energischere und direktere Herangehensweise an Probleme gemein, während die Hessen, allen voran der Babba, sich mitunter bei ihren Unternehmungen selbst im Wege stehen. Ein Paradebeispiel ist hier die »Tüchelchen«-Folge, in der sich Babba unnötigerweise, aber sehr zum Genuß der Hesselbach-Hörer, in immer abstrusere Ausflüchte verstrickt.


Die »Internationalisierung« der Hesselbachs

Der Einsatz nichthessischer Schauspieler geriet dann in den späten Fernsehfolgen »Herr Hesselbach und ...« allerdings doch in eine eher problematische Richtung. Am Politstammtisch - Babba ist als Rentier nun das geworden, wozu ihn die Mamma schon während seiner Zeit als Firmenleiter immer gedrängt hat: Stadtrat - sind symbolisch die Vertreter repräsentativer deutscher Mundartregionen versammelt: der Hesse (Wolf Schmidt), der Schwabe (Max Strecker), der Bayer (Fritz Strassner), die Berlinerin (Edith Hancke) und der Norddeutsche (Uwe Dallmeier).

Hier geriet das realistische Mischungsverhältnis zwischen Hessen, auswärtigen Dialektsprechern und Hochdeutschen aus den Fugen. Die familiär-betrieblichen Strukturen, das dichte Netz von allmählich gewachsenen »Beziehungskisten«, waren in den späten Folgen nicht mehr das Thema. Herrn Hesselbachs Engagement in der Kommunalpolitik stand nun im Vordergrund. Beim Publikum jedenfalls kamen die (lokal-)politischen Hesselbach-Folgen nicht mehr so gut an, wie bei der bereits zuvor im Radio produzierten Gesprächsrunde "Der Stammtisch Hesselbach".

Der Stammtisch



Wie authentisch ist das Hesselbach-Hessisch?

Strecker und Cossäus




Beim Hesselbach-Hessisch handelt es sich weder in bezug auf Intensität noch in puncto regionaler Herkunft um einen sprachlichen Einheitssound. Im Hinblick auf die Authentizität des Hessischen hat man der Lohmeier-Rolle die größten Entfaltungsmöglichkeiten zugebilligt. In diesem Falle sehr berechtigt, da mit Sophie Cossäus eine Schauspielerin zur Verfügung stand, die fraglos einen reichen Schatz hessischer Redensarten und Redewendungen parat hatte (und diese mittels der Hesselbach- Serie im gesprochenen Wort der Nachwelt erhält).

Darüber hinaus gelang es ihr, die Lohmeier-Rolle derart markant zu gestalten, dass hier tatsächlich ein ausgesprochen hessischer Charakter entstand. Die wegen ihrer enervierenden Wirkung im ganzen Betrieb gefürchtete Phrase »Herr Hesselbach, isch muß misch beschwärn« ist, verbunden mit der jeweiligen Beschwerde, ein herrliches Denkmal für die hessische Meisterschaft im beharrenden Nörgeln. Ebenso unverwechselbar ist ihr oft völlig unerwartet ausbrechendes Heldentum, so als sie sich mit kompromißlos mütterlicher Hingabe schützend vor den Lehrbub Rudi stellt, als dieser fälschlicherweise in den Verdacht der Betriebssabotage gerät.

Lehrbub Rudi, alias Dieter Schwanda, gehört natürlich auch in die Kategorie »waschechter Hesse«. Seine Rollengestaltung wirkt verblüffend echt. Bezeichnenderweise setzte sich bei der Bewerbung für die Lehrbub- Rolle im Fernsehen der damals elfjährige Schwanda gegen zwei wesentlich ältere Schauspielschüler durch. Sein Schicksal als letztes Glied in der Betriebshierarchie überspielt der Fernseh-Rudi souverän, so etwa, wenn er seine erwachsenen Kollegen darüber aufklärt, wie man mit »Weibern« umzugehen hat.

Sein vorwitziges Mundwerk ist im schönsten hessischen Besserwisserton gehalten. Selbst in der eigentlich korrekten Titulierung »Herr Direktor« für den Firmenchef schwingt bei Schwanda ein gerüttelt Maß natürlicher Opposition mit. Zwischen der hochdeutschen Anrede »Herr Direktor« und Schwandas respektlos hingeworfenem »Herr Direkdärr« liegen Welten. Im nachhinein wird so die Entscheidung, die Lehrbubenrolle mit einem »Bub von nebenan« zu besetzen, sehr plausibel. Eine allzu gespielte Teenagerrolle wirkt ohnehin sehr schnell unglaubwürdig, im Mundartbereich ist sie fatal. Man denke in diesem Zusammenhang nur an die kläglichen Dialektversuche späterer Witzsendungen, etwa in der Manier von »Sketch-up«.


In dieser kurzen Szene aus der Folge "Das Sparschwein" werden die verschiedenen Dialektfärbungen besonders deutlich. (c) HR


1000 Worte Hessisch für die Schauspieler

Ein Hesse kann über den in mäßigem Kölsch vorgetragenen Gag vielleicht noch schmunzeln. Sobald jedoch der Versuch unternommen wird, den hessischen Dialekt lediglich durch den vermehrten Gebrauch von »sch« nachzuahmen, wird die ganze Angelegenheit für den Zuschauer zwischen Vogelsberg und Odenwald schier unerträg lich. Selbst in direkt auf Hessen bezogenen Serien, zum Beispiel den »Hessischen Geschichten«, kommt es mitunter vor, dass Schauspieler mit nur sehr mangelnden Hessischkenntnissen in eine Mundartrolle gezwängt werden.

Hier stellt sich natürlich die Frage, ob denn Mundart für Schauspieler überhaupt lernbar ist. Die Hesselbach-Serie bietet eigentlich zwei recht überzeugende Belege, dass dies möglich ist. Erstens: Dieter Henkel, der Hesselbach- Sohn Peter, stammt aus Mannheim; zugegeben von Hessen nicht allzuweit entfernt. Doch auch Henkel mußte bei den drei »native-speakers« Liesel Christ, Lia Wöhr und Sophie Cossäus zunächst ein paar Nachhilfestunden in Hessisch nehmen.

Das sprachliche Ergebnis war dann ein durchaus akzeptables Südhessisch. Zweiter Fall: Ursula Köllner als Fräulein Sauerberg. Es dürfte nur wenigen aufgefallen sein, dass sie Hessisch erst für die Fernsehversion richtig gelernt hat. Doch für sie ist dieser angeeignete Dialekt keine Eintagsfliege geblieben. Noch lange wurde sie des öfteren als Mundartsprecherin am Frankfurter Volkstheater eingesetzt.

Ein sehr breites Hessisch pflegte bekanntermaßen Lia Wöhr. Die Putzfrauenrolle der Siebenhals ist so etwas wie ihr Markenzeichen geworden. Angeblich wurde sie bei den Aufnahmen zur Hesselbach-Serie am Wochenende einmal von einer Putzfrau beim HR angesprochen, die zu ihrer vermeintlichen Kollegin seufzte: »Gell, Frau Wöhr, wir müssn auch samstags.« Gemeint war natürlich putzen.

Lia Wöhr


In den Hörfunkfolgen sprach Lia Wöhr ja die Mamma. Im Vergleich zu Liesel Christ wirkt Lia Wöhr dort jedoch entschieden sanfter und weniger auftrumpfend. Die Sanftheit ist von der Mamma-Rolle in der Fernsehversion gänzlich gewichen. Zugleich hat auch Lia Wöhr als Frau Siebenhals an Selbstbewußtsein kräftig zugelegt. (Die Rolle der Reinigungskraft war in der Rundfunkzeit ziemlich untergeordnet, außerdem gab es damals noch einen Herrn Siebenhals.) »Isch muß jetzt hier butze«, poltert sie, meistens ungerufen, in die Szene. Als Vorzeigehessin, zu der sie spätestens der »Blaue Bock« gemacht hat, ist das Hessisch-Babbeln praktisch ihr wichtigster Exportartikel: Babbeln um des Babbelns willen.


Wie hessisch sind die Hesselbachs?

Babba Hesselbach und Sohn Willi (Joost Siedhoff) haben dagegen im Fernsehen ihre Mundartintensität leicht zurückgenommen, wie es der Realität von Firmenleiter und Juniorchef in Hessen wohl auch entspricht. Ganz zu Beginn der Serie 1949 sprach Wolf Schmidt unüberhörbar den Tonfall seiner Heimatstadt Friedberg, als Stadtrat Hesselbach in den späten Fernsehfolgen 1966/67 ist daraus ein gepflegtes Honoratiorenhessisch geworden.

Die Wandlung seines Dialekts stellt jedoch keine mundartliche Verflachung dar, sondern ist mit der persönlichen und beruflichen Entwicklung Karl Hesselbachs verbunden und daher durchaus rollengerecht. Es stand natürlich außer Frage, dass sich Wolf Schmidt als Protagonist und geistiger Vater der Serie eindeutig und sehr konturenreich als Hesse zeichnete. Vor allem vermied er es, die Mundart lediglich als schmückendes oder gar rührseliges Requisit zu mißbrauchen. Vielleicht weniger für seine Mitdarsteller, aber gewiß für seine eigene (Haupt-)Rolle hat Schmidt versucht, das Hessische nicht nur von seiner »Sonnenseite« zu zeigen.

Denis, Engelke, Reichardt


Wichtig war freilich, dass neben den exponierten »Babblern« wie dem Fräulein Lohmeier und der Frau Siebenhals auch solche Hessen auftraten, die eine ganz »normale« Mundart sprachen, wie man ihr tagtäglich begegnete. Dazu zählen Sofie Engelke (Frieda Lahmann) und Gaby Reichardt (Emmi Puchel), aber auch Liesel Christ, wobei die Ausprägung der Mundart von Fall zu Fall unterschiedlich ist.

Ein genormtes Bühnenhessisch ist es jedenfalls nicht, was das Hesselbach-Ensemble in Radio und Fernsehen spricht.

Eine Bereicherung der Dialektspannweite waren auch die gelegentlichen Gastrollen, etwa von Carl Luley in der Radiofolge »Der Jugendfreund« oder von Gudrun Gewecke im »Röhrenden Hirsch«, die ein wunderbar unflätiges Hessisch zelebriert: »Was merr die Hesselbachs do widder fiern Dreck uffgehängt hawwe.« (»Dreck« mit mindestens drei gerollten »r«)

Auf die Frage: »Wie hessisch sind die Hesselbachs?« kann man vielleicht antworten: Hessisch genug, um in ihrer Gattung unverwechselbar zu sein, aber gleichzeitig nicht zu geschwätzig, um aufdringlich zu wirken.

Es muß die richtige Mischung gewesen sein, denn die Hesselbachs (zumindest die Fernsehfolgen) werden wieder und wieder gesendet, ob in den Regionalprogrammen oder im Kabelfernsehen. Für hessische Verhältnisse grenzt das schon fast an ein Wunder, denn die Hessen haben sich bisher immer schwergetan, ihre regionale Eigenart unter Beweis zu stellen. Eine Einrichtung wie der »Hessentag« etwa wurde ja ausdrücklich als identitätsstiftende Maßnahme eingeführt, um den bis 1945 territorial verstreuten Hessen ein »Wir-Gefühl« zu vermitteln.

Noch heute fällt es ja den Nord- und Südhessen schwer, sich als eine »Sippe« anzuerkennen, steht das hochentwickelte Rhein-Main-Gebiet in starkem Kontrast zum verträumten Märchen-Hessen der Brüder Grimm. Vor genau diesem Problem standen seinerzeit auch die »Macher« der Hesselbachs. Schon der Titel der Serie ist ja programmatisch als »typisch hessisch « gedacht.

Wie kann man aber typisch sein, wenn man keine Vorbilder hat?

Das typisch Hessische - wie geht das?

Wolf Schmidt und sein Team sorgten natürlich dafür, dass Elemente der hessischen Mentalität unvergessene Mediengeschichte gemacht haben. Doch auch das gesamte Ambiente und die Präsentation der Serie sollte je hessisch wirken - besonders als die Verbreitung der Serie mit dem Beginn der Fernsehfolgen bundesweit wurde.

Beispiel: Musik


Schwierigkeiten gab es da zum Beispiel mit der Titelmelodie. Gibt es eine spezifisch hessische Musik? In Bayern hätte man wohl kaum Probleme, etwas Bodenständiges zu finden. Aber Hesselbach-Komponist Willy Czernik, übrigens ein Sachse, mußte musikalisches Neuland betreten. Dass es ihm gelungen ist, mit seiner Hesselbach-Polka ein Stück zu schaffen, das dem Charakter der Serie in hohem Maße entgegenkommt, spricht einerseits für Czerniks Einfühlungsvermögen. Andererseits war er in puncto »Hessen in Töne gegossen « tatsächlich ein Pionier.

Gerade zu Beginn der Fernsehfolgen spielte die Musik eine wichtige dramaturgische Rolle. Ganze Sequenzen kommen ohne ein gesprochenes Wort aus. Ein besonders bemerkenswertes Beispiel ist in dieser Hinsicht die Folge »Der schwaze Freitag«. Babba übt (allein) eine »bahnbrechende« Rede ein. Gesten und Inhalt sind rein musikalisch wiedergegeben. Draußen im Sekretärinnenzimmer ist derweil ein Chaos ausgebrochen, denn den schwarzen Frack, den Babba bei seiner Rede tragen soll, verunziert ein dicker Fleck. Fast jedes Firmenmitglied meint ein Spezialrezept zur Eliminierung des Flecks parat zu haben. Es herrscht dichtes Gedränge, und nacheinander werden alle Fleckenbekämpfer mit einem eigenen musikalischen Motiv versehen.

Die »Siebenhals« und die »Lohmeiern« sind deftig bis energisch vertont, (siehe dazu Die Musik der Hesselbachs).

Hessische Musik? Charakterstudien in jedem Fall, und das zeichnet diese Serie generell vor vielen anderen Unterhaltungsserien aus. Bei den Hesselbachs gibt es weniger vorgeformte Typen als vielmehr einprägsame Charaktere.

Gruppenbild Hesselbachs


Die Hesselbachs - ein mundartlicher Einzelfall

Welche Chancen wurden da bei späteren Produktionen wie den »Drombuschs « oder »Mit Leib und Seele« vertan, die zwar in Hessen angesiedelt sind, dieses Land jedoch dem Fernsehzuschauer als nahezu »mundartfreie Zone« präsentieren. Bei letzterer Serie müssen sogar bekannte Mundartsprecher wie Günther Strack und Liesel Christ ihr Hessisch weitgehend unterdrücken. Warum?

Die Hesselbachs bleiben damit für Hessen der Einzelfall, bei dem versucht wurde, in einer populären Unterhaltungsserie den hiesigen Dialekt prägnant, aber nicht übertrieben einzusetzen.


Dieser neu überarbeitete Aufsatz von Reinhard Frost erschien ursprünglich in
»Die Hesselbachs, Geschichte einer Funk- und Fernsehfamilie«, Eichborn, 1991.

Reinhard FrostReinhard Frost, geb. 1965 in Frankfurt am Main, ist Germanist und Historiker. Er war Mitbearbeiter der 1994/96 erschienenen »Frankfurter Biographie« und ist seit 1996 beim Historischen Institut der Deutschen Bank in Frankfurt tätig.
Frost ist "Hesselbachianer" seit der Wiederholung der Fernsehstaffeln im hr Ende der 1970er Jahre.



Zum Seitenanfang

Liesel Christ

Wie Wolf Schmidt seine Fernsehfrau fand

von Sabine Hock



Tingeltangel um die Wurst

Beim Kabarett lernten sich Wolf Schmidt und Liesel Christ um 1946/47 kennen. Die junge Schauspielerin, geboren 1919 in Frankfurt am Main, hatte als Kinderstar an den Bühnen ihrer Heimatstadt begonnen.

Nach absolvierter Schauspielausbildung in Frankfurt und erstem Engagement in Koblenz war sie zur beliebten Operettensoubrette am Stadttheater Heilbronn aufgestiegen. Noch im Sommer 1944 nach Görlitz engagiert, kam sie dort zu ihrer schwersten Rolle – nicht mehr auf der Bühne, sondern im richtigen Leben: als Fußgängerin auf der Flucht heim nach Frankfurt.

Liesel Christ mit Michael Arco


Liesel Christ

Liesel Christ als Mamma Hesselbach

Seit Ende 1945, kurz nach der Geburt ihrer zweiten Tochter, tingelte Liesel Christ als Mitwirkende in Kabarettprogrammen durch das Rhein-Main-Gebiet. Chef der Truppe und Liesels Bühnenpartner war der Conférencier und Operettenkomiker Michael Arco. Zusammen traten sie nicht nur mit einem Sylvesterkabarett im Frankfurter Börsensaal, sondern auch auf allen möglichen Gasthausbühnen im dörflichen Frankfurter Umland auf.

Die Zuschauer vom Land bezahlten ihren Eintritt üblicherweise mit Naturalien, einem Ei, etwas Brot, gar einem Stückchen Wurst oder einem Krug Milch. Das war in der Not jener frühen Nachkriegszeit nicht mit Geld zu bezahlen. Jeder Künstler hatte immer eine Schüssel oder eine Milchkanne im Theatergepäck, um die „erspielten“ Lebensmittel auch den Lieben daheim mitbringen zu können.

Ebbel für „Die Zeitgenossen“

Bei einem ihrer Auftritte im Frankfurter Raum um 1946/47 sah Wolf Schmidt die Christ. Der frühere Journalist hatte gerade ein Kabarett gegründet, „Die Zeitgenossen“, mit denen er durch die amerikanische und die britische Zone reiste sowie regelmäßig in Radio Frankfurt, Stuttgart, München und Bremen zu hören war. Das Konzept für dieses „neue Zeit-Theater“, wie er es nannte, hatte Schmidt selbst entwickelt: [Es] verschmilzt Elemente des Sprechstückes, der Operette und des literarischen Kabaretts mit einer Kultivierung des zeitnahen Sketschs zu dem conférencelosen Nonstop-Programm, das nichts mit ‚buntem Abend‘ zu tun hat, sondern die Qualität einer überdurchschnittlichen Theaterveranstaltung mit der Breitenwirkung des Massenvarietés verbindet. Es werden nur Themen behandelt, die alle angehen, und sie werden so behandelt, daß der Gebildete nicht durch Primitivität abgestoßen und die breitere Zuhörermasse nicht durch zu hohe Ansprüche abgeschreckt wird. *)
Als Organisator, Autor und Hauptdarsteller der „Zeitgenossen“ suchte Schmidt öfter einmal neue Künstler für sein Kabarett, und nun fragte er Liesel Christ, ob sie nicht bei ihm mitspielen wolle. Sie sagte zu. Geprobt wurde in Schmidts Elternhaus in Friedberg, und dann ging’s los, auf eine Tournee durch Oberhessen, von der die Schauspielerin erzählte: Wir sind durch den Vogelsberg gezogen mit einem offenen Lkw; wir haben auf jeder kleinen Gasthausbühne gespielt. Wenn wir nachts im Herbst heimgefahren sind, haben wir unter den Apfelbäumen gehalten, die Zweige geschüttelt, damit die Äpfel auf den Lastwagen fielen, und dann sind wir schnell abgebraust. Das ging gut, bis wir eines Tages Bauern mit Knüppeln bewaffnet bemerkten, die ihr Obst bewachten.
Wolf meinte: ‚Aha, anscheinend habbe die de Schnubbe geroche, mer könne uns jetzt net mehr so lang aufhalte.‘ **)

Bald ein Jahr lang war Liesel Christ mit Wolf Schmidt, seiner Partnerin (und späteren Ehefrau) Gretl Pilz und den „Zeitgenossen“ unterwegs. Eine Tournee an Rhein und Ruhr musste sie jedoch in Bochum abbrechen, weil sie infolge der andauernden Unterernährung an Hungerödemen litt.

Bevor sie nach Frankfurt zurückfuhr, wurde sie von Schmidt zum Abschied getröstet: „Aber wir finden uns wieder!“

Ein Heiratsantrag fürs Fernsehen

Fast genau zwölf Jahre später, im Frühjahr 1959, wurde Liesel Christ in den Hessischen Rundfunk eingeladen, zu einem Gespräch mit Hans-Otto Grünefeldt, dem damaligen Chef der Fernsehunterhaltung, dem sie dann gegenüber saß.

Plötzlich öffnete sich hinter ihr – wie von Geisterhand – eine Tür, und eine vertraute Stimme sprach: „Ich hab' dir gesagt: Ich finde dich wieder!“

Liesel Christ und Wolf Schmidt


Es war Wolf Schmidt, der Liesel Christ an diesem Tag den Antrag machte, seine Frau Hesselbach in der Fernsehserie zu werden.


*) „Die Zeitgenossen“, Friedberg/Hessen, Werbeschrift, 1947.
**) Liesel Christ in einem Interview mit Christian Herrmann in: Es war einmal, [Zeitschrift der Augustinerschule in Friedberg], Jg. 1977/78, Febr. 1978.


Überarbeiteter Auszug aus "Liesel Christ / Volksschauspielerin. Eine Biographie", Frankfurt am Main, Kramer 2004. S. 76-78.

Dr. phil. Sabine Hock arbeitet als freie Autorin und Journalistin.
www.sabinehock.de



Zum Seitenanfang

2013-01-20

Motive

Blatt aus Wolf Schmidts Motivliste

Wolf Schmidts Motivliste

In analytischer Präzision hat Schmidt viele Grundideen, zu denen er durch eigenes Erleben, Erzählungen oder "Brainstorming" (z. B. mit Gretl Pilz) kam, in einer Liste festgehalten, die er mit MOTIVE überschrieb.

Aus diesen Motiven wurden dann die Plots für die einzelnen Sketche oder Episoden der Serien entwickelt.

Diese Liste liegt leider nicht mehr vollständig vor, aber die verbleibenden Blätter vermitteln dennoch anschaulich, wie systematisch er seine Stoffe behandelte.

Hesselbach- oder Staudenmaier-Kenner werden sicherlich einige der Motive sofort wiedererkennen...

Viel Spaß beim Durchstöbern!
Michael Schmidt

  1. Der Hausschlüssel. Verschwundener Hausschlüssel führt zur Enthüllung, dass Familienmitglieder sich heimlich Hausschlüssel machen ließen, womit mysteriöse Vorfälle Klärung finden.

  2. Kündigung. Verletzte Eitelkeit und Würde führt zu sinnlosem Entschluss, gute Stellung aufzugeben. Wilde Drohungen werden zunichte durch winzige Konzession an Eitelkeit.

  3. Grippe. Mütterlicher Antialkoholismus schlägt durch Dritte Verdacht zu vorsichtigem Alkoholgenuss und schließlich Besäufnis um.

  4. Jugendfreund. Pumpgenie ergattert 100 Mark durch Angeberei und weitere 100 Mark, um sie angeblich als die ersten zurückzugeben und dem Ehemann Ruhe vor seiner Frau zu verschaffen, bleibt aber aus.

  5. Weihnachtsbescherung. Prinzipienstarre Härte und Vorsichtserwägungen werden über Bord geworfen, sobald man sie nicht durch andere, sondern selbst ausüben muss. Mischung von Feigheit und gutem Herzen.

  6. Geburtstagsüberraschungen. Heimliche Besuche bei Künstlerin erzeugen Ehebruchsverdacht. Es waren aber nur Porträtsitzungen. Der verdächtige Vater ahnt nichts von den wechselnden Gefühlsbewegungen der Familie.

  7. Peinlichkeiten. Verwandtes schwarzes Schaf kommt zu Besuch und bedroht Familienrenommée. Sittenrichterei wird erstickt durch Erkenntnis peinlicher Mitschuld.

  8. Das Osterei. Familie erlebt winziges Solo ihres Oberhaupts im Rahmen einer Reportage von Veranstaltungen mit anschließendem Ausbruch von künstlerischem Größenwahn.

  9. Die Verlobung. Elterliche Bedenken gegen Bewerber um die Tochter werden durch Spekulationen auf Neugier und Eitelkeit überwunden. (Liegenlassen eines Geöffneten Briefes, der zunächst polygamen Verdacht erregt, dann aber glänzende Entlastung und plumpe Schmeicheleien an die Adresse der Eltern enthält, womit einige wirklich berechtigte Bedenken glatt überspielt werden)

  10. Feuer. Qualm aus der Nachbarwohnung führt zu gewaltsamen Eindringen zwecks Feuerlöschung und Entdeckung eines lange vermissten Palmas. Hausfriedensbruch contra Diebstahl. Beide Verdächtigungen grundlos.

  11. Ferienpläne. Mütterliche Inquisition gegen Ferienpläne der in dieser Sache verbündeten Kinder, namentlich Plan der Verlobten Tochter, mit Bräutigam im gleichen Hotel zu wohnen. Dürftige Beruhigung ermöglicht beide Projekte.

  12. Wilde verwegene Jagd. Wanzen im Haus, Entsetzen strengste Geheimhaltung, Verdächtigung der Nachbarin. Diese verdächtigt ihrerseits die Familie. Entrüstete Versöhnung, als Bewohner des oberen Stockwerks als Schuldige entlarvt werden.

  13. Nachtleben. Auftauchen des mütterlichen Jugendschwarms führt zu gemeinsamen Ausgehen in Tanzlokal und schwerer Enttäuschung über den Schwarm, den Gatten und die dort aufgefundenen Kinder. Zerplatzte Erinnerungsillusionen und Versöhnung unter dem Gesichtspunkt, dass man am Älterwerden nicht ändern kann.

  14. Täter gesucht. Loch im neuen Vorhang führt zu Verdächtigungen aller gegen alle und scheinbar unlösbarer Spannung. Durch zweites Loch wird Wind als Schuldige entlarvt.

  15. Der Kavalier. Beschwerden über Brutalität des Sohnes gegenüber Mitschüler ergeben, dass er trotz laufend geringschätziger Behandlung durch die ältere Schwester lediglich ihren Ruf mit der Faust verteidigt hat, und seine Anerkennung als Kavalier.

  16. Das Fritzchen. Familie bürdet sich durch halbtägige Aufnahme eines ständig schreienden Babys furchtbare Verantwortung auf, bemüht drei Ärzte, bei deren Eintreffen Baby sofort still ist, und erfährt, dass es noch einen Tag länger behalten werden muss.

  17. Der Teller. In allerseitigem Ärger wirft Vater Teller durchs Fenster, verletzt anscheinend Passanten schwer, wird von Mutter verzweifelt an Selbstanzeige gehindert. Familie verharrt halbe Nacht in der Stimmung gejagter Verbrecher. Telefonisches Geständnis bei der Polizeiwache ergibt, dass Vater nicht an dem Unfall schuld war.

  18. Einkäufe. Geschickter Verkäufer dreht Familie Ausschussuhren an und bringt sie dazu, wegen Weihnachtsüberraschung gegeneinander zu schweigen.

  19. Zwanzigmarkschein. Falscher Schein erzeugt Gewissenskonflikte über stillschweigende Weitergabe oder nicht. Um Vater zu beruhigen, versprechen Kinder Ablieferung bei der Bank, lösen dann aber Wutanfall Vaters aus, der den Schein ins Feuer wirft, obwohl Kinder ihm einen echten untergeschoben haben, während sie den falschen durch Verkehrsübertretung bei einem Schupo angebracht haben.

  20. Der Krankheitsfall. Vater schwänzt Betriebsausflug durch vorgeschützte Krankheit, um den Bedrängungen einer Schwester des Chefs zu entgehen. Diese erweist sich in Mutters Abwesenheit als Heilkünstlerin und zwingt ihn zu Dampfkuren.

  21. Wenn wer nicht heimkommt. Falsch gestöpseltes Telefon verhindert Tochter, Ausbleiben wegen Nachtdienst zu melden. Angst um ihr Schicksal. Ausschwärmen der Familie zum Suchen der Tochter, herunter fallender Telefonapparat und verdächtige Geräusche in der Wohnung erzeugen zweimaliges Erscheinen des Überfallkommandos, Mordgerüchte und Blutbaderwartungen. Schuld ist allzu rücksichtsvolles Dienstmädchen der Nachbarn.

  22. Ist was passiert? Panikmache der Nachbarin führt zu Befürchtungen über Schicksal der zur Kur abwesenden Mutter, die lange nicht geschrieben hat. Briefe finden sich wegen Briefkastenreparatur unter Fußmatte. Alles vermeidbar, wenn man Mutters Organisationsplan folgte.

  23. Der Gegenbesuch. Gegenbesuch bei leibhaftigen Konsul unter aufreibenden Vorbereitungen mit verspäteter Ankunft vor verschlossener Tür. Selbstzerfleischung wegen Unpünktlichkeit, allgemeines Zerwürfnis, Sohn klärt durch Flirt mit dem Töchterchen, das Konsuls keine Lust hatten.

  24. Neujahrsträume. Bevorstehender Lottogewinn lässt jedes Familienmitglied nach seiner Art über Verwendung des Geldes träumen. Träume gehen alle zweifelhaft aus, sodass das nicht gewinnen geradezu vorteilhaft erscheint.

  25. Auf Freiersfüßen. Mädchenbilder und Gedichte im Schreibtisch des Sohnes lösen Bekenntnis aus, dass er demnächst seine große Liebe heiraten werde. Wochenlanges Nichtmiteinandersprechen, zermürbte Eltern wollen endlich Braut kennen lernen. Diese hat inzwischen zweimal gewechselt.

  26. Der Wohnungstausch. Zermürbende und kostspielige Wohnungstauschverhandlungen wegen Unzufriedenheit aus unbedeutenden Gründen führen zu schlechtem Abschluss, Rückgängigmachung im letzten Moment und zu erlöster Freude am Behalten der alten Wohnung.

  27. Der Weihnachtsgast. Französischer Austauschstudent erscheint erst als vermeintlicher Geheimpolizist, dann als Sohn eines in drei Kriegen zerstörten Hauses, der Vater seine vor 30 Jahren dort bei Bergungsarbeiten verlorene Uhr wieder bringt.

  28. Der Dieb. Leichtfertige Diebstahlsverdächtigungen gegen ungeschlachten Handwerker. Reue bei Erweisung seiner Unschuld und Gelöbnis, nie wieder leichtfertig Menschen zu verdächtigen. Der ahnungslose Verdächtige hat seinerseits die Familie und alle Mitmenschen jederzeit im Verdacht.

  29. Das Heizkissen. Kreislauf eines geliebten und weiter geliehenen Heizkissens muss bis zur Besitzerin, die es als fremdes Heizkissen von einer Bekannten leiht und kaputt macht, worauf es in fieberhaft betriebenen Rücklauf als ihr eigenes Heizkissen wieder zu ihr gelangt und ihre heftigen Beschwerden gegen seines Zustands auslöst.

  30. Die Festaufführung. Amateuraufführung mit Starallüren, Regisseursempfindlichkeit, Rollenniederlegung und Freundschaftskündigung bringt dennoch Anerkennungserfolg, obwohl Vater vergessen hat, die Reitstiefel anzuziehen und das ganze Stück in Pantoffeln gespielt hat.

  31. Der Karpfen. Beschaffung, Unterbringung und seelische Betreuung eines lebendigen Weihnachtskarpfens nichts bringt seine Schlächter und Esser in Konflikte und um den Genuss.

  32. Der Röhrende Hirsch. Wertlose Plastik wird nach Wegschenken für echt gehalten und unter hohen Opfern zurückgekauft, wobei die Impertinenz einer unverhüllt habgierigen Nervtöterin den Preis noch erhöht. Dann erweist sich die Plastik doch als wertlos.

  33. Die Erbschaft. Gegenseitige Verdächtigungen einer Erbengemeinschaft werden durch eine vom Erblasser besprochene Schallplatte erledigt, auf der er mitteilt, dass er sein Vermögen gewissenhaft verzehrt hat.

  34. Der Osterbesuch. Die Unfreiheit der Familienmitglieder durch ihr gegenseitiges kritisches, kontrollierendes und hereinredendes Verhalten wird durch Jugendreminiszenzen bei Konfirmationsfeier und Vergleiche mit anderen Familien gemildert und führt zu Gefühlsauffrischung der alten und jungen Paare.

  35. Die Gleichberechtigung. In Familiendebatte über Gleichberechtigung soll Sekretariatsbewerberin für die Frauenseite eingesetzt und gegen Vater ausgespielt werden. Sie nimmt überraschend für Männerseite Partei, wird angestellt und bleibt es trotz Mutters Protest, da Vater sich auf die Gleichberechtigung der Männer beruft.

  36. Das Wegerecht. Unduldsamer Gartennachbar vergällt der Familie mit Forderungen aufgrund angeblicher Gewohnheitsrechte die Freude am Garten, indem er sie immer wieder zu neuem Nachgeben bringt und das Ausmaß seiner kommenden Unverschämtheiten noch nicht abzusehen ist.

  37. Das Dreckrändchen. Tratsch zwischen drei Hausfrauen, übertriebene Wiedergabe von Äußerungen und übergroße Empfindlichkeit führt zu Beleidigungsprozess, der deshalb nicht abzubiegen ist, weil Mutter sich versteift, die Richtigkeit ihrer beleidigenden Äußerungen „Schlampe“ zu beweisen. Da sich vor dem Richter alle drei beleidigen, kann dieser Klage abweisen.

  38. Der Einbrecher. Willys heimlicher nächtlicher Ausgang und Rückkehr und ein das Schrankzimmer von innen verklemmendes, abgerutschtes Bügelbrett lassen Familie an verbarrikadierten Einbrecher glauben und enthüllen Feigheit eines Bewerbers um Tochter und seines angeblich auf den Mann dressierten Hundes.

  39. Urlaubserinnerungen. Durch Quartiernot und entgegengesetzte Interessen entzweit sich Familie im Bodensee-Urlaub. Jeder hat ein eigenes, aber auf Urlaubsdauer begrenztes Erlebnis, das jedoch die Familie immerhin in besserer Atmosphäre wieder nachhause fahren lässt.

  40. Familienausflug. Versteifung auf bestimmtes Urlaubsziel, das irgendwer so gelobt hat, bringt laufend Misslichkeiten, Fußkrankheiten, Erkältungen und Zugversäumnisse.

  41. Der Hund. Vater fängt einen seit Nächten bellenden Köter, der ihn nicht schlafen lässt, ein und bestellt Hundefänger. Befreundet sich aber inzwischen mit dem Hund an, gibt ihm trotzdem dem Mann mit. Als Grund des Heulens enthüllt - der Hund hat seinen gelähmten Herrn, einen Artisten, durch laufende Diebstähle ernährt, Herr ist gestorben - sucht er den Hund zurückzuholen und hat schwerste Gewissensbisse, [dies erweist sich] als unmöglich. Hund kommt jedoch überraschend von selbst zurück.

  42. Die Gurken. Gewissenhaftigkeit der Tochter, die sie in großer Gesellschaft heruntergefallene Gurke aufheben lässt, wodurch ihr Kleid platzt und sie sich lächerlich macht, verursacht Verlobungskrise und ihre Beilegung durch gemeinsame Aktion der Eltern, die gerade selbst im Begriff waren, wegen einer Winzigkeit auseinanderzugehen.

  43. Das Häuschen. Ankauf und Renovierung eines alten Hauses bringt Familie an Rand des finanziellen Ruins und Rettung durch Schwiegersohn, den man in Anbetracht des neuen Hausbesitzertums bereits etwas über die Achsel angesehen hatte.

  44. Der Spiegelschrank. Um Wohnungsbeschlagnahme zu entgehen, wird Spiegelschrank als Eigentum einer angeblich noch bei der Familie wohnenden Nichte erklärt, muss daraufhin zu dieser geschickt, von ihr zurückgekauft, zurückgeschickt und so herumtransportiert werden, dass er kaputt geht.

  45. Der Wahrsager. Durch Wahrsager erzeugte Todesangst erfasst die ganze Familie.

  46. Die Hochzeit. Kleine Differenz der Brautleute und Weglaufen des Bräutigams zwingt zu Vertuschung vor den Hochzeitsgästen und Krankheitssimulierung als Begründung für Hochzeitaufschub. Rückkehr des Bräutigams klärt alles.

  47. Das Ei des Kolumbus. Budenzauber mit ausländischen Kommilitonen Willys während Mutters Kuraufenthalt bringt Vater durch überraschende Rückkehr Mutters in falschen Verdacht.

  48. Der neue Beruf. Intrigen in der Firma sollen Vater zu Pensionsgesuch veranlassen. Er kämpft verzweifelt, wird krank, Intrigen bleiben wirkungslos, er kann zurückkommen, hat aber inzwischen Geschmack am Pensionierungsgedanken gefunden und bereitet sich auf neuen Beruf als Großvater vor.

  49. Der neueste Beruf. Der pensionierte Vater hält Nichtstun nicht aus, eröffnet Büro für Lebensberatung, als es ihm gelingt, Zerwürfnis eines fremden Verlobtenpaares durch Einsatz seiner Erfahrungen zu beseitigen. Allerdings stellt sich heraus, dass die Braut dennoch nach drei Wochen einen anderen heiratet.

  50. Der schwere Fall. Erster Kunde des Büros ist ein kleiner Bub, für den er die Erlaubnis, weiße Mäuse zuhalten, bei seinem Vater durchpaukt. Kurz darauf vertauscht der Bub die Mäuse gegen eine Taschenlampe.

  51. Der gute Feind. Schwierigkeiten der verheirateten Kinder mit rücksichtslosen Mitmietern werden von Vater beseitigt, indem er Rücksichtslosigkeit gegen Rücksichtslosigkeit setzt. Er schenkt Klavier, lässt es eine Zeit lang von angeblichem Untermieter bearbeiten und bedroht die nachzahme Ordnung freundlich gewordenen Mitmieter bei Rückfall in die alten Methoden mit sofortiger Zwölftonmusik.

  52. Der böse Blick. Mutter fällt einem Kreditschwindler zum Opfer, der ihr gegen Vorauszahlung von 200 Mark verbilligte Bezüge im Lebensmittelhaus seiner Schwiegermutter zusagt. Vater entlarvt ihn, bevor das Geld der Geschädigten ganz verbraucht ist.

  53. Gefährliche Kurve. Auf einer Autobahnfahrt hat jeder der vier Insassen eine Vision von den Folgen eines durch unvorsichtiges Fahren verursachten Verkehrsunfalles.

  54. Allergia maritalis. Vater versucht einen älteren Mann, der seine Frau satt hat, einen Vorgeschmack auf die Zeit der Einsamkeit zu geben, wird beschuldigt, er habe diese Ehe auseinander bringen wollen, zum Schluss aber glühend bedankt, weil die Ehe nun besser funktioniert . Mutter erfährt nie, dass er bei dieser Gelegenheit auch seine eigene Allergia maritalis auskuriert hat.

  55. Das Arme Kind. Vater soll Flüchtlingskind aus China im Flughafen Genf abholen, findet sich weder mit Flugzeug, Bahn, Sprache, Gewohnheiten, noch der Kinderbehandlung zurecht und wird selbst von dem kleinen Mädchen so behütet, dass er sicher wieder nachhause kommt.

  56. Sherlock Holmes. In einer völlig zerrütteten Familie drohen anonyme Briefe die Reste der Gemeinsamkeit zu zerstören. Es gelingt Vater, unter den sechs Verdächtigen die Urheberin und den indirekten Schuldigen so umzubiegen, dass nicht noch mehr Unheil entsteht.

  57. Die ideale Ehe. Überspitzte Anforderungen an den Ehepartner zwingen ihn, so zu tun, als sei er das Idealbild, für das der Partner ihn hält. Zwecklügen, ungesunde Rücksichtnahmen, Unehrlichkeit und Zerwürfnis sind unvermeidlich (Fall XXXXXX).

  58. Telefonitis. Unfreundliches Abhängen bei frühmorgendlichem Anruf führt zu Gewissensbissen, ob dadurch für einen Kranken Lebensgefahr besteht, und umständlichen Nachforschungen nach dem Anrufer.

  59. Mit dem linken Bein. Durch die scheinbare Ungeschicklichkeit einer primitiven, aber umsichtigen Nichte und das Zusammenkommen mehrerer astrologischer und sonstiger Vorbedeutungen wird Vater so nervös, dass es ihm nicht gelingt, einen ausländischen Geschäftsfreund vom Flugplatz abzuholen, sondern nach langen Irrfahrten, unter anderem ins Polizeigefängnis, nachhause zurück kommt, wo keine der erwarteten Katastrophen eingetreten ist.

  60. Wertsachen. Ärgerniserregende Abfallgrube bringt Vater ins Räderwerk der Kommunalpolitik, wo man hinter seiner primitiven Anständigkeit dicke Beziehungen vermutet und ihn zu einer Lokalgröße macht, während er lediglich die Abfallgrube beseitigen will. Gründe für die Scheu des Normalbürgers vor einer aktiven Beteiligung am politischen Leben.

  61. Das Dokument. Vater als Chef der Firma bringt den ganzen Betrieb durcheinander wegen Verschwindens eines Dokumentes, das er in Wirklichkeit in die falsche Rocktasche gesteckt hat.

  62. Das Techtelmechtel. Chef bekämpft überhandnehmendes Techtelmechtelunwesen, gerät aber selbst in den Bann einer kuhäugigen Volontärin, wird geräuschlos von ihr befreit, verzichtet aber auf weitere Verfolgung von Techtelmechteln der Angestellten.

  63. Der Kriminalfall. Das Verschwinden von Bleistiften und anderem Büromaterial führt zu großer Kriminaluntersuchung, bei der erst Mutter, dann der Lehrling in Verdacht geraten. Es war aber ein Trick des Buchhalters, der die Materialverschwendung bekämpfen wollte und dabei in dem Lehrling einen übereifrigen Helfer fand.

  64. Der neue Besen. Das durch Verwandtenbeziehungen getätigte Engagement einer Betriebsspezialistin führt zu Umorganisation, Geldausgaben und Pleitengefahr.

  65. Der große Kunde. Das Hofieren eines großen Kunden macht diesen zu einer diktatorischen Betriebsplage. Infolge scharfen Konkurrenzkampfes braucht man aber seine Aufträge. Dem Prokuristen gelingt es, den Querulanten der Konkurrenz zuzuschieben und dafür vernachlässigte alte Kunden wieder zu gewinnen.

  66. Das gute Herz. Lehrling gerät in Verdacht, aus Sabotagegründen systematisch Glühlampen mit dem bei ihm aufgefundenem Katapult zu verschießen. Die von allen gemiedene Betriebsschreckschraube steht als einzige zu ihm und beweist ihr gutes Herz. Die Glühlampenfabrik hatte Versehentlich Ausschussware geschickt.

  67. Die Blamage. Besprechung eines nicht stattgefundenen Konzerts bedroht Ruf der Firma und politische Karriere des Chefs. Durch Berichtigung, dass es sich um die Besprechung des gleichen zwei Tage früher in einer anderen Stadt stattgefundenen Konzerts durch einen Korrespondenten handelt, wird alles ausgebügelt.

  68. Der Trauerfall. Betriebsschreckschraube auf Italienreise fälschlich tot gemeldet, wohnt unter Trauerschleiern als ihre angebliche Schwester ihrer eigenen Trauerfeier im Betrieb bei. Sie erfährt aber dann durch den Prokuristen, der nicht zu erkennen gibt, dass er sie durchschaut hat, wie man wirklich über sie denkt.

  69. Das Jubiläum. Trotz umfangreicher Vorbereitungen ziert sich der wegen einer Kleinigkeit grollende Chef, der großartigen Betriebsfeier beizuwohnen. Um Blamage zu vermeiden münzt Prokurist die zum Glück etwas geheimnisvoll vorbereitete Veranstaltung in eine Ehrung anlässlich des 50. Betriebsjubiläums der Putzfrau um, die trotz sonstiger Ruppigkeit in Rührung zerfließt. Als Programm beendet, lässt Chef mitteilen, dass er in einer Viertelstunde doch zu der angesetzten Betriebsfeier zu seinen Ehren erscheinen wolle.

  70. Die Einheirat. Hospitierender Kollege wird durch Klatsch für den Künftigen der Tochter des Chefs gehalten und den kommenden neuen Mann des Betriebes. Man orientiert sich zu ihm hin und lässt den Prokuristen, dessen Tage gezählt zu sein scheinen, links liegen. Als es nicht stimmt, sofortige Rückorientierung.

  71. Die Bewährungsprobe. Anlässlich bevorstehenden Ministerbesuchs ringt der Prokurist dem Chef immer neue Schönheitsreparaturen ab. Infolge scharfer Sparmaßnahmen wird zuletzt am Ministerimbiss gespart, der dann in der Eile versehentlich vierfach besorgt wird. Der Minister erscheint nicht, weil er zu lange bei der Ballettprobe war.

  72. Der Betriebsausflug. Die Weiblichkeiten haben sich schön gemacht. Um dem Prokuristen zu gefallen. Dieser lautet jedoch mit einer Betriebsfremden und wird nach sehr unbefriedigender Schifffahrt zur Straße nicht mit dem heimwärts fahrenden Bus mitgenommen.

  73. Das schlechte Gewissen. Lehrling versetzt nach dem Muster des englischen Witzboldes, der zwölf Freunden anonyme Telegramme „Alles entdeckt, flieh!“ sandte, und sie sämtlich zum Verlassen Londons veranlasste, die gesamte Firma in Angst und Schrecken. Dadurch werden verschiedene Großaktionen begraben, weil alle Initiatoren mit ihrem eigenen schlechten Gewissen zu tun haben. Prokurist kann ohne die erwarteten Widerstände seine heimliche Braut in den Betrieb schmuggeln.

  74. Der schwarze Tag. Ein Fleck im Anzug des Chefs, der in einer Stunde bei großer städtischer Feier sprechen soll, geht trotz allgemeiner Bemühungen nicht weg, sondern wird größer. Chef muss in geborgtem Anzug reden. Chemisch gereinigtes eigenes Jackett kommt im letzten Augenblick zurück, wird hinter Hecke am Podium vertauscht, aber Manuskript der Rede steckt in ausgetauschtem Rock. Freie Rede wird jammervoll, Manuskript schließlich aufs Pult geschmuggelt.

  75. Der Anbau. Schmarotzender Kriegskamerad des Chefs nistet sich im Betrieb ein und lähmt durch kleine Erpressungen Widerstand des Chefs. Ausbootung scheint unmöglich. Durch Trick des Prokuristen, bzw. des Lehrlings, der ihn wissen lässt, die Kriminalpolizei habe nach ihm gefragt, verschwindet er lautlos.

  76. Die Briefumschläge. Artikel „Mehr Frauen in die Politik“ löst Abbestellungswelle und scharfen offenen Briefwechsel zweier Stadtgrößen aus. Diese sollen mit Briefen beruhigt werden, deren Umschläge unglücklicherweise vertauscht werden. Dadurch noch schärfere Kampfstimmung und Schiffbruch des Prokuristen. Chef engagiert Mann, der alles retten soll (Fortsetzung unter 77)

  77. Die teure Kraft. (Fortsetzung von 76) der Retter belebt den Kampf, statt ihn zu unterdrücken und schafft dadurch ungeahnte Auflagensteigerung, obwohl alle zunächst seine pomadige Sachlichkeit für den Ruin des Betriebes halten. Da er am Umsatz beteiligt ist, verdient er zu viel und wird ausgebootet.

  78. Das Taschentuch. Ein Damentaschentuch unbekannter, aber falsch vermuteter Herkunft in Vaters Bürojacke und von Mutter entdeckt und gewaschen, führt zum Aufbau eines Lügengebäudes, um Mutters Fragen über die Herkunft des Taschentuch zuvorzukommen. Mutter fragt gar nicht, weil das Taschentuch der Tochter gehört, aber Vater ist dadurch der Appetit an einer geplanten Dienstreise mit Sekretärin genommen. Leider hat er den Prokuristen in die Sache mit eingespannt.

  79. Vorsicht, Feind hört mit. Geltungsbedürfnis und Gehaltserhöhungswunsch des Buchhalters lassen diesen Sabotagegefahren wittern und ungerechtfertigte Beschuldigungen vorbringen. Nach Aufklärung verliert er den Mut, um mehr Gehalt zu bitten, obwohl Chef schon zu Konzessionen bereit war.

  80. Konkurs. Vater überlässt die Firma dem Prokuristen, als durch Verwandtenmachinationen Firma an den Rand des Konkurses gebracht wird. Prokurist, der aussteigen wollte, steckt gesamte Ersparnisse in Betrieb und rettet ihn.

  81. In der Wildnis. Nähmaschinenvertreter, der mit keinem Menschen sprechen kann, ohne nach zwei Minuten mit Verkaufsverhandlungen für Nähmaschinen zu beginnen, gerät nach Afrika und in eine Expedition. Nachdem alle Mitglieder mit Nähmaschinen versorgt sind, fällt er Kannibalen in die Hände, verkauft Häuptling aus dem Kochkessel heraus Nähmaschine und rettet sich und die Gefährten.

  82. In Wirklichkeit ist alles anders. Liebesabenteuer verliert langsam an Reiz, weil alles anders ist und kommt, als man es sich vorstellt. Tourist dritter Klasse spielt Mitreisenden und sich selbst Rolle eines Generaldirektors vor und gerät an ein Mädchen, das in gleicher Weise eine Filmschauspielerin zu sein vorgibt. Statt ihren Urlaub zu genießen und sich ihre Sympathie zu gestehen, verplempern sie ihn mit ihren Lügen und lassen die Zurückhaltung erst fallen, als es zu spät ist. Ein fetter, der den Mann aus dem Gefängnis auslöst, gewinnt das enttäuschte Mädchen.

  83. Eine Nacht in Paris. Angestellter einer Pariser Außenstelle soll dem Firmenchef Tipps für nächtliche Pariser Erlebnisse geben und währenddessen seine eifersüchtige Frau irgendwie beschäftigen. Die Zeit geht furchtbar langsam herum, in der Not muss er mit ihr Flirten, wird aber von ihr durchschaut und zum Strafgericht an den Garten mitgeschleppt. Da er seiner Entlassung sicher ist, rächt er sich, indem er behauptet, von ihr geküsst worden zu sein. Damit gewinnt der Chef Oberwasser, befördert ihn und verschwindet aus Paris.

  84. Das Alibi. Überängstlicher hört in nächtlichem Park Frauenschrei, entflieht, fürchtet, dass er als Mörder verdächtigt wird, beschafft sich umständlich ein Alibi, fällt dadurch der Polizei auf, wird verhaftet, mit Schwerverbrecher in Celle zusammen gesperrt. Kommt frei, da Schrei von kitzeligem Mädchen stammte.

  85. Der Rivale. Schulkamerad, der immer schöner, klüger und erfolgreicher war, hat ihm schließlich auch die Braut ausgespannt. Er grollt darüber seit Jahrzehnten. Trifft das Ehepaar wieder. Sie ist hart und geschwätzig, der Rivale völlig unter dem Pantoffel. Jetzt hat er seine Rache.

  86. Die dumme Sache. Er hat Zwetschgenbaum an Chaussee gepachtet, bewacht ihn, als Diebstähle bekannt werden. Zwetschgen werden trotzdem vom Baum gestohlen. In der Wut stiehlt er die Zwetschgen vom Nachbarbaum. Gewissensbisse, schenkt Zwetschgen an Krankenhaus, erkundigt sich vorsichtig nach Pächter des Bestohlenen Baums, um ihm anonym den Verlust zu vergüten. Erfährt dass er den falschen Baum bewacht und seine eigenen Zwetschgen gestohlen hat.

  87. Der Besuch. Er hat auf einen Heiratsinserat geschrieben, weil er aus seinem möblierten Dasein heraus will. Vorbereitung ihres Besuchs mit furchtbaren Zwischenfällen. Dann kommt künftige Schwiegermutter. Wird sie nur mit Mühe los. Empfindet sein möbliertes Dasein jetzt als herrliche Freiheit.

  88. Der große Entschluss. Er findet Brieftasche mit 20.000 Mark, kämpft lange mit sich, ob er sie abgeben soll, beschwerliche Versuche, den Fund zu verstecken und zu verheimlichen, fühlt sich nicht zur Verbrecher geboren, gibt Fund bei Polizei ab, alle Scheine sind falsch und werden gesucht.

  89. Schwein muss man haben. Er erhält ein Schwein, um billigeres Fleisch zu bekommen. Unterbringung, Fahrten und Spesen Kosten mehr als das Schwein wert ist.

  90. Es war bloß der Frühling. Er verliebt sich in kleine Nichte, die zu ihm geflüchtet ist und sich bei ihm ausweint wegen missglückter Liebesaffäre. Besucht mit ihr Kostümfest, sie trifft dort Freund mit einer anderen. Dadurch glaubt er seines Sieges sicher zu sein, aber sie hat durch das Erlebnis ihre Melancholie abgeworfen und die Sache überwunden. Sie gibt ihm zu verstehen, dass sie sich vielleicht in ihn verliebt hätte, wenn er 30 Jahre jünger wäre und ahnt nicht, was sie bei ihm angerichtet hat. Er bringt sie zum Zug und ist sehr erleichtert, dass ihm alles erspart geblieben ist, was bei einer solchen Ehe todsicher an Unannehmlichkeiten auf ihn zugekommen wäre.

  91. Der Verrückte. Er soll als Trauzeuge fungieren und nimmt seine Verpflichtung ernst, sich über den Bräutigam zu erkundigen. Erfährt, dass er verrückt ist, teilt es nach langem Zögern der Familie mit, bringt Eheschließung beinahe zum Scheitern, bringt des Bräutigam Vermieterin als Kronzeugen und lässt den künftigen Schwiegervater mithören, wie der an religiösem Wahnsinn leidende mit sich spricht. Dieser kann aber bloß die neugierige Vermieterin nicht leiden und hat sie absichtlich nicht darüber informiert, dass er lediglich im kleinen Hoy übt.

  92. Die alte Rechnung. Er verzehrt sich in einem wütenden Hass gegen einen Arbeitskollegen, der vor 25 Jahren seine Verlobung auseinander gebracht hat. Stellt fest dass es gar nicht dieser Arbeitskollege, sondern sein jetziger Freund war, soll er auf diesen jetzt seinen Hass übertragen? Sieht, wie lächerlich so etwas ist und begräbt Hass ganz.

  93. Der teure Spaß. Um seinem Freund, der mit adligen Bekanntschaften um sich wirft, einen Streich zu spielen, lässt er für ein paar Mark ein kleines Mädchen die Rolle einer leibhaftigen Gräfin spielen, um sich an dem Getue des Freundes zu weiden. Die Gräfin begeht bei dem Freund, dessen Wohnungsverhältnisse sie genau kennen gelernt hat, mit ihren Komplizen einen Einbruch. Sie schaffen die Wohnungseinrichtung auf Lastwagen weg und verdächtigen obendrein ihn. Er wird verhaftet und gesteht den teuren Spaß.

  94. Nie wieder Zeuge. Ein neben ihm wohnender Ehemann behandelt seine Frau schlecht. Er bietet sich empört als Zeuge für Sie an. Da die Eheleute sich inzwischen wieder versöhnt haben, bestreiten beide seine wahrheitsgemäßen Aussagen und bringen ihn in den Ruf eines Intriganten, der ihre Ehe zerstören wolle. Er will sich nie wieder einmischen und als Zeuge zur Verfügung stellen, aber damit macht er es auch wieder falsch.

  95. Der Talisman. Seine Cousine ist drauf und dran, sich scheiden zu lassen. Ihr Sohn, sein Lieblingsneffe, ahnt nichts, ebenso wenig der Ehemann. Ein Porzellanelefant, der eine Art Talisman für die Eheleute ist, zerbricht ihm, und er weiß, dass dies für seine etwas abergläubische Cousine eine Bestärkung ihres Entschlusses bedeuten könnte. Er lässt die Figur eiligst kitten und gibt damit auch der Ehekrise eine Wendung zum Guten.

  96. Gesundheit frei Haus. Heilmittelschwindler verkauft Wunderkuren im Haus. Er gerät in einen Vertreter- Lehrkursus für die Anpreisung dieser Kuren und lernt die Bauernfängermethode kennen. Merkwürdigerweise wollen sich die Hausgenossen nicht von ihm aufklären lassen. Jede der Frauen hat einen eigenen Gesundheitsglauben, den sie mit Fanatismus verficht, nur die offizielle Medizin hat wenig Kredit. Obwohl er doch über die Schliche jetzt orientiert ist, erliegt er der Überredungskunst eines anderen Vertreters, der ihm etwas antreten will.

  97. Der Vormund. Die Aussicht, Vormund eines 18 jährigen Mädchens zu werden und die Kenntnisnahme von allen Pflichten und Risiken eines Vormunds, verschaffen ihm schreckliche Visionen von den kommenden Dingen. Die Vormundschaft wird dann nicht nötig, weil das junge Mädchen heiratet.

  98. Der Weg zum Glück. Er gehört zu einer Erbengemeinschaft, die eine Millionenerbschaft in Amerika heiß umkämpft. Er beteiligt sich nicht daran. Die Braut seines Neffen tötet ihm den Nerv und erweist sich als charakterlich unerfreulich. Als Gegenschlag tritt er ihr seine Rechte an dem Erbteil ab, worauf sie den Neffen sofort verlässt, um sich in den zermürbenden Kampf um das Geld zu stürzen. Er hat nicht nur seine Ruhe gerettet, sondern auch den Nerven vor Schlimmen bewahrt.

  99. Das Gerücht. Von Hausbewohnern missverstandene Abholung zur Polizei fördert die Gerüchtebildung und macht ihn zum Mörder, obwohl er lediglich deshalb so schnell gerufen worden ist, weil er einen Bekannten identifizieren musste, dem seine Brieftasche gestohlen wurde.

  100. Der Abgeordnete. Unwichtiger, gern politisierender und unter dem Pantoffel stehender Generalvertreter wird von seinem Bruder angeführt. Glaubt, er sei als Ersatzmann für verstorbenen Abgeordneten ins Parlament entsandt, wird sofort zum häuslichen Diktator und lässt sich, trotz krönender Rede über seinen Idealismus von Familienmitgliedern, Freunden und Untergebenen unverzüglich in allerlei krumme Dinge hineinziehen. Die unvermeidliche Aufklärung stürzt ihn in seine alte Bedeutungslosigkeit zurück.

  101. Das Christkind. Russland Heimkehrer mit einem von dort mitgebrachten kleinen Kind gewinnt eine in ihrem Schmerz um den in Gefangenschaft gestorbenen Sohn verhärtete alte Frau wieder zur Beteiligung am Leben zurück.

  102. Der Unentbehrliche. Ein penibler und quengeliger Mann, der allen Menschen auf die Nerven geht, hält sich für Betrieb und Familie unentbehrlich. Seine Krankheit muss daher eine Katastrophe sein. Ohne ihn läuft aber alles besser, und er erkennt mit maßloser Enttäuschung, dass alle ihm nur Theater vorspielen, nicht aus Liebe, sondern um keinen Ärger mit ihm zu haben. Wirklich unentbehrlich ist er nur für seinen kleinen Enkel, der ihn zu seinen Spielen braucht und ihn als einziger liebt. Zum Staunen aller zieht er sich in Pension zurück und wird verträglich und sogar so rücksichtsvoll, die anderen nicht so deutlich merken zu lassen, dass er ihr Theater durchschaut.

  103. Sie stehen im Verdacht. Ein mit einem scharfkantigen Gegenstand unter einem Viadukt begangener Mord erweist sich als Unglücksfall. Die nicht auffindbare Mordwaffe ist ein durch Erschütterung des Viadukts abgebrochener Eiszapfen, der weggeschmolzen ist.

  104. Die Sekretärin. Neue Sekretärin wird von den alt eingesessenen Sekretärinnen so madig gemacht, dass Chef sich für sie interessiert und sie heiratet.

  105. Der gute Geist. Eine despotische Patentante, die sich für den guten Geist vieler befreundeter Familien hält und dort zu endlosen Besuchen auftaucht, kann von niemandem abgeschüttelt werden. Als es gelingt, sie zu verheiraten, glaubt man die Gefahr für immer gebannt. Aber sie kommt bald wieder, denn ihre Pflichten für ihre Familie gehen ihr über alles.

  106. Männerhüte. Die Zerstreutheit einer Stammtischrunde ist schuld, dass zwei Herren in verkehrten Hüten weggehen und ein Fremder sich bestohlen glaubt. Polizeiliche Untersuchung eines zufällig anwesenden Inspektors löst alles in Wohlgefallen auf. Als man sich getrennt hat, hat der Inspektor einen falschen Hut auf.

  107. Stilles Glück stark gefragt. Ein Heiratsschwindler mit klingendem Namen betört Frauen mittleren Alters, die ihn vor Gericht verteidigen, obwohl er sie um Geld betrogen hat, nachdem er von einer Detekteiangestellten zur Strecke gebracht worden ist. Das Verhalten der Betrogenen in der Verhandlung zeigt, warum immer wieder Dumme auf Heiratsschwindler herein fallen.

  108. Die Flucht. Soeben pensionierter Amtsarzt fährt nach mäßiger Zecherei einen Mann tot und begeht Fahrerflucht. Gewissen lässt ihm keine Ruhe, er kümmert sich um die Witwe des Überfahrenen, die in schlechter Ehe gelebt hat. Um sie zu sichern, will er sie heiraten. Offenbart sich aber trotzdem seinen Stammtischfreunden, einem Landgerichtsrat, einem Bankdirektor und dem Polizeichef und will sich der Gerichtsbarkeit stellen. Man bringt ihn davon ab, weil niemandem damit genutzt wäre, zumal der Arzt objektiv unschuldig ist, denn der überfahrene hat seinen Selbstmord wegen begangener Unregelmäßigkeiten getarnt, in dem er sich unter das nächste um die Ecke kommende Auto warf.

  109. Das Käsebrot. Besatzung eines Abteil, die nach der Quelle eines käseartigen Gestank des fahndet, stellt fest, dass der Geruch von einer herrenlosen Tasche ausgeht, und dass es offenbar auch kein Käse, sondern eine gefährliche Säure ist und dass ferner in der Tasche etwas tickt. Man steigert sich unter vielem Hin- und Her in die Vorstellung, dass in der Tasche eine Bombe sei, die den in einem benachbarten Sonderwagen mitfahrenden Politikern gelte. Alle reden, niemand unternimmt etwas. Schließlich erscheint der Besitzer der Tasche, der sie nur deshalb in ein anderes Abteil gestellt hat, weil das darin befindliche Käsebrot so saumäßig gestunken habe.

  110. In dieser Minute. Ein Lebensmüder wird durch Wiederbelebungsmittel eines Arztes körperlich und durch eine eigenartige Therapie auch seelisch dem Leben zurück gewonnen. Der Arzt hat erkannt, dass der Lebensmüde nicht ohne eine gewisse Eitelkeit Briefe an die Menschen hinterlassen hat, die er für seinen Tod verantwortlich macht. Der Arzt beweist ihm, dass die Briefe nicht die erwartete Wirkung haben werden und dass man seinen Tod nicht als ein bedeutsames Ereignis betrachten, sondern flüchtig darüber hinweg gehen wird. Es ist auch nicht anders möglich, denn in dieser Minute passiert so unendlich viel, was die Betroffenen für wichtig halten. Aber in der nächsten Minute passiert schon wieder anderes, und das ist für andere das Wichtigste. Auch für den Lebensmüden hat sich die Situation von Minute zu Minute geändert. Ein mit der Post kommender Brief ist zwar nicht sensationell, aber er enthält Möglichkeiten eines Stellungsantritts in einer anderen Stadt, die ihm seine bisherige Umgebung plötzlich als lange nicht mehr so interessant erscheinen lassen. Noch eine Minute später erscheint ihm sein Selbstmordversuch so absurd, dass er kaum selber noch daran glaubt.

  111. Anm.: 111. - 135. behandelt die Motive für "Alte Geschichten - neu berichtet"
  112. Der Kaiser des Pazifik. (Twain) Einsame Insel mit hundert Bewohnern wird durch zuziehenden Angeber in eine Entwicklung von patriarchalischer Demokratie zu konstitutioneller Monarchie und schließlich Diktdur gestürzt, die mit Katastrophe endet. Politische Weltgeschichte en miniature.

  113. Kleider machen Leute. (Keller)Ehrlicher Handvverksbumche durch Zufälle in die Rolle eines Edelmannes gedrängt, beweist echten Adel der Gesinnung und behält das Herz der unter falschen Voraussetzungen gewonnenen Braut auch nach seiner Entlarvung. Antithese: Es kommt auf die Kleider an - es kommt nicht auf die Kleider an.

  114. Pariser Abenteuer. (Maupassant) Vom Provinzleben enttäuschte, sehnsüchtige Frau eines biederen eichters will in Paris die Sünde kennen lernen, trifft einen von ihr als Idol verehrten Schriftsteller, den sie durch erwiesene Gefälligkeit veranlaßt, ihr die große Welt zu zeigen und die Nacht mit ihr zu verbringen. Sie erkennt die Hintergründe der Fassade ihrer Träume und kehrt enttäuscht nachhause zurück.

  115. Das Gespenst von Canterville. (Wilde) Amerikanisches Botschafterpaar mit zwei Kindern bezieht englisches Gespensterschloß und behandelt das Gespenst mit so entwaffnender Sachlichkeit, daß es einen Nervenzusammenbruch erleidet. Die Tochter allein hat Mitleid und erlöst durch die Reinheit ihres Herzens den Verdammten.

  116. Der Nerventöter.(loo1 Nacht) Aufdringlicher Schwätzer, der einem jungen Mann die Wohltaten vergelten will, die ihm dessen Vater erwiesen hat, bringt seine Liebesgeschichte durdheinander bis zur Todesgefahr. Kann nur mit schwersten Drohungen weggeschreckt werden.

  117. Akulina. (Puschkin) Ein Fräulein gewinnt in Verkleidung als Bauernmädchen die Liebe eines Bauernburschen, der ebenfalls ein Bdelmann und zwar der Sohn eihes E7, bfeindes ihres Vaters ist.

  118. Der Schuß von der Kanzel. (Meyer) Kauziger General bringt es zuwege, daß sein Bruder auf der Kanzel heimlich an einer Pistole herumspielt, aus der sich ein Schuß löst. Reuevoll schafft er es aber dann, daß das, was alle gehört haben, dennoch als nicht existent betrachtet wird, weil nicht sein kann, was nicht sein darf, und das die Lieblingsnichte ihren Vikar bekommt.

  119. Die Rache. (Boccacio) Gefoppter Student, den eine Schöne eine Nacht lang im Schnee in geschlossenem Hofe eingesperrt warten ließ, rächt sichpindem er ihren Aberglauben benutzt, um sie nackt auf die Plattform eines verfallenen Turmes steigen und nach V/egziehen der Leiter einen Tag lang in glühender Sonne schmoren zu lassen.

  120. Lord Arthur Savilles Verbrechen. (Wilde) Ein Lord wird durch berühmten Wahrsager zu dem Glauben gebrachter werde demnächst einen Mord begehen. Um die Sache möglichst schnell hintersich zu bringen, vergiftet er eine liebe alte Tante, deren Leben seiner Ansieht nach am wenigsten Wert hat. Als er erfährt, daß Tante gar nicht an Gift gestorben, sücht er anderes Opfer, trifft im Nebel den Wahrsager und wirft ihn in die Themse. Hocherfreut, daß Sache bestens erledigt.

  121. [[Blatt fehlt]]Standhafte Liebe. (Balzac) Berühmter Goldschmied liebt Leibeigene eines Klosters und wird freiwillig Leibeigener, wo sie heiraten zu können, ist aber dann nur noch zu leibeigenen Arbeiten bereit. Erst jetzt läßt die Kirche mit sich handeln und gibt beiden die Freiheit um den Preis eines Sakramentshäuschens, das der Gipfel seiner künstlerischen Leistung wird.

  122. Die Million in der Westentasche. (Twain) Infolge Wette wird Schiffbrüchigem eine einzigartizge Banknote über eine Million Pfund in die Hand gespielt. Niemand kann sie wechseln, aber überall erhält er Kredit, wird berühmt, tätigt Geschäfte, lernt reizendes Mädchen kannen. Als er Banknote zurückgibt, hat er ein fast ebenso hohes eigenes Eankkontok und gewinnt das ;äädchen, die Tochter eines der 'letter.

  123. Der Schmied seines Glückes. (Keller) Überbetriebsamer schmiedet zuviel an seinem Glück und verscherzt lukrative Adoption durch planvolle Verführung der jungen Frau seines künftigen AdoPtivvaters. Diese bekommt dao langersehnte Kind, sodaß kein Interesse an Adoption mehr besteht.

  124. [[Blatt fehlt]]Der Eifersüchtige. (Cervantes) Alter Mann heiratet junge Tochter verarmter Litern und hütet sie aus Eifersucht wie eine Gefangene. Junge Tunichtgute wetten, daß sie verführbar sei. Einem gelingt es, in ihr Schlafzimmer vorzudringen, als sie itle von Ehemann überrascht werden. Auf dem Totenbett bereut er die unnatürliche Sklaverei, iri die er seine junge Frau gebracht hat, vermacht ihr sein. Vermögen. Ihr Stiefbruder, der sie immer geliebt hat, heiratet sie.

  125. Das verpasste Glück. (Tschechow) Junger Mann kann sich nicht aufschwingent geliebtes Mädchen um giiir seine Hand zu bitten und sie damit aus dem Muff eines pseudokünstlerischen Haus— halts zu befreien. Ihr Klavierspiel kommt im entscheidenden Moment dazwischen. Nach mehrjähriger Abwesenheit findet er sie noch immer klavierspielend vor, kann sich wiederum nicht entschließen. Nach 2o Jahren ist er hart, geldgierig und sich selbst zum Ekel geworden. Vor dem Haus der noch immer Klevierspielenden findet e4claß es nun zu spät sei und er sein Glück verpasst habe.

  126. Die Großmutter. (Maupassant) Scheintote Großmutter erlebt Erbteilung ihrer bescheidenen Habe durch ihre unerfreulichen Nachkommen. Verläßt das Haus mit Dienstmädchen, der einzigen, die sich wirklich um sie kümmerte und sie deshalb liebt, weil sie sich immer eine Großmutter gewünscht hat.

  127. Der Landvogt von Greifensee. (Keller) Der vitale Landvogt versammelt seine fünf einstigen Liebsten auf seiner Burg und läßt die Vergangenheit an sich vorüberziehen.

  128. Die Frau des Postmeisters. (Tschechow) Um seine junge Frau vor den Nachstellungen der Männer zu schützene verbreitet älterer Postmeister das Gerücht, sie habe ein Verhältnis mit dem gefürchteten Polizeimeister. Diesem macht er weiß, sie sei die uneheliche Tochter des Gouverneurs, des einzigen Manschen, den der Polizeimeister fürchtet, und der bereits zwei ihr, r Liebhaber nach Sibirien geschickt habe. Als Postmeister pensioniert wird und mit seiner ahnungslosen Frau wegzieht, sieht sich die Männerwelt genasführt und beschließt bei der Frau des Nachfolgers solle ihnen das nicht passieren.

  129. Die Studienreise des Teufels. (Macchiavelli) In der Hölle taucht Grundsatzfrage auf, ob erlittener Ehestand den Männern als mildernder Umstand auf die Höllenstrafen angerechnet werden soll. Oberteufel prüft in Menschgestalt auf Erden die Ehe und befürwortet dann die Vorlage. (Anm.: Machiavellis satirische Novelle hatte den langen Titel „Der Erzteufel Belfagor wird von Pluto auf die Erde gesandt, mit der Verpflichtung, eine Frau zu nehmen. Er kommt, nimmt eine Frau, und unvermögend ihren Hochmut zu ertragen, kehrt er lieber in die Hölle zurück, als sich wieder mit ihr zu vereinigen.“)

  130. Das Duell. (Thoma) Wichtigtuerischer Hohlkopf treibt junge Leufe in ein Duell, das aber durch den gesunden Menschenverstand anderer verhindert wird.

  131. Der große Rindfleischvertraz. (Twain) An einer Froderung gegen die Regierung der Vereinigten Staaten aus einer Rindflischlieferung werden alle Inhaber des Vertrages verrückt oder sterben. Der Weg eines Inhabers durch die Wirrnisse des Behördenapparates endet damit, daß er seinen Vertrag dem widerlichsten aller Beamten schenkt und diesen damit zum Irrenhaus verurteilt.

  132. Der Stoppezieher. (Stoltze) Verunglückter Empfang des Reichsverwesers durch die Stadt Frankfurt wird durch die Ausnutzung eines pikanten Abenteuers in einen Erfolg umgemünzt.

  133. Onkel Benjamin. (Tillier) Aufrechter Wundarzt mit Mut und trockenem Witz setzt sich gegen die Unverschämtheit adliger Gutsbesitzer und Offiziere durch.

  134. Das Himmelbett. (Kuprin) Junges Paar hat Heiratsschwierigkeiten wegen einem Monstrum von Himmelbett, das es los werden will, aber immer wieder in die Hände bekommt.
    .

  135. Der Orden. (Maupassant) Privatier, der keinalgrößeren Wunsch hat, als Ritter der Ehrenlegion zu werden, wird von Abgeordnnten zwecks angeblich wichtigen Studien in die Provinz geschickt und derweil betrogen. Natürlich besteht keinerlei Aussicht für das rote Band. Bei verfrühter Rückkehr des Gatten kann sich der Liebhaber über den Balkon entfernen, muß aber seinen Mantel mit dem roten Band zurück lassen. Die Frau redet dem mißtrauischen Mann ein, es sei sein eigener Mantel und das Band sei die große Überraschung. Nach acht Tagen steht die Ernennung im Staatsanzeiger.

  136. Die Reise in den Himmel. (Twain) Verstorbener Kapitän trifft seinen Bootsmann im Himmel und wird von seinen kleinlichen und engen Illusionen über die Seligkeit geheilt, vor allem, dass der Himmel nur für Erdenbewohner bestimmt sei. Jeder Wunsch, den er äußert, wird ihm erfüllt. Zuletzt wünscht er sich auf sein altes Schiff zurück und bemerkt jetzt erst daß das Leben, daß er auf Erden führte, die eigentliche Seligkeit für ihn bedeutete.

  137. Banalisierung des Erhabenen. Übertragung hehrer Begriffe, Reden Dichtwerke oder Szenen in einen Alltagsjargon a) mit Hilfe des Dialekts b) mit Hilfe eines bestimmten Fachjargons c) durch Betonungsveränderungen d) durch eine trockene Wiedergabe in ganz normaler Sprache.

  138. Ich sichere meine Zukunft. Vorwand für aktuelle Weltbetraohtung unter politischen, wirtschaftlichen, technischen und anderen Aspekten.

  139. Lob durch Beschwerde. Um die Richtigkeit einer Institution oder Meinungsrichtung zu unterstreichen, tritt ein dummer Beschwerdeführer auf, der sich mit den landläufigen Argumenten selbst ad absurdum führt.

  140. Ein Mann wartet. Erwägungen ob man auf die Elektrische warten oder bis zur nächsten Haltestelle laufen soll. Sie kommt und rechten Moment, Aufspringen im Fahren, kein Portemonnaie, Abspringen im Fahren, Knieverletzung, ganze Fahrt erweist sich als überflüssig.

  141. Der werdende Vater. Empfindungen des Vaters unmittelbar vor der Geburt seines Sohnes, der dann ein Mädchen ist.

  142. Vaterfreuden. Torheiten eines von der Frau mit dem Kinderwagen und Baby aus geschickten Vaters, um das Baby vom Brüllen abzubringen.

  143. Beim Rasieren. Durch Hitzigkeit und Unkonzentriertheit fällt die aus besonderem Anlass wichtige Rasur miserabel aus und verhindert sogar seine Wahrnehmung.

  144. Kochen telefonisch. Zwei Strohwitwer beraten sich von Küche zur Küche telefonisch zwecks Herstellung von Pfannkuchen. Nachdem Küche in Chaos verwandelt, verabreden sie sich in Restaurant.

  145. Natugenuss. Er ist entschlossen, das Erhabene der Natur auf sich wirken zu lassen und es in vollen Zügen zu genießen, wird durch einen drückenden Knopf daran gehindert und pfeift auf die ganze Natur.

  146. Die Vorladung. Bei Empfang polizeilicher Vorladung regt sich Gewissen und rekapituliert alle in Betracht kommenden Delikte. Bereitschaft zu tätiger Reue und große Zerknirschung. Als Vorladung harmlos ist, sind alle guten Vorsätze vergessen.

  147. Moralisch bleiben. Er sieht ein hübsches Mädchen im Café, stellt gewagte Erwägungen an, ist aber zu feige, mit ihr anzuwenden, redet sich selber ein, es sei ein Sieg der Moral.

  148. Auskunft. Er gibt umständliche Auskunft und stiehlt der fragenden nur die Zeit. Zum Schluss muss er zugeben, dass er von der gesuchten Straße noch nie etwas gehört hat.

  149. Der Hausfrauenkongress. Er spricht mit seiner Frau in London Fremdsprachen in Heimatdialekt, Protzerei vor den Telefonistinnen, schrittweise Enthüllung seines Versagens in der Haushaltsführung während ihrer Abwesenheit.

  150. Der Ofen. Kampf eines Mannes mit seinem Ofen, der zu Gunsten des Ofens endet.

  151. Die Kunst des Einschlafens. Man versucht alle bekannten und einige unbekannte Mittel zum Einschlafen. Es gelingt ihm dann mithilfe der Lektüre von Thomas Mann.

  152. Das ewig Männliche. Verschiedene Reaktionen eines Mannes bei Ankündigung des Besuches erst einer vierzigjährigen Dame, dann ihrer zwanzigjährigen Tochter.

  153. Der Querulant. Ein Querulant im Abteil wird nach längeren Kämpfen dadurch zur Strecke gebracht, dass man alle seine Wünsche sofort wortwörtlich erfüllt.

  154. Der Beschützer er bietet einem auf Parkbank weinenden Mädchen Schutz in seiner gesicherten Häuslichkeit an. Nach überströmenden Dankzeugungen schält sich heraus, dass der ihr zugedachte Aufgabenkreis den dreier Leibeigener weit überschreitet. Sie verzichtet auf Beschützung.

  155. Ordnung muss sein. Pedant richtet durch seine betonte Ordnungsliebe größte Unordnung an.

  156. Das Testament. Nach entnervendem Ehekrach will er sich umbringen, verfasst ein Testament, dessen edle Großzügigkeit sie nach seinem Ableben tief beschämen soll. Er gerät mit sich selbst in Streit über die einzelnen Punkte, findet, dass sie seine Großzügigkeit nicht verdient und verzichtet auf Beschämung und Ableben.

  157. Nicht sentimental werden. Er erhält Brief einer Tanzstunden Liebe und wird von sentimentalen Erinnerungen durchweht. Für die gute könnte er alles tun. Als sich herausstellt dass er wirklich etwas für sie tun soll, lässt er den Brief mit „Adresse unbekannt“ zurückgehen.

  158. Beim Zahnarzt. Mit nächtlichem Zahnschmerz gerät er einer Zahnärztin in die Finger, der er bei Verkehrsunfallschaden und Schmerzen zugefügt und finanziell sehr ruppig behandelt hat. Unter dem Eindruck des Burmas verspricht er tätige Reue.

  159. Der Hundebiss. Lockere Dame hat ihren Hund abgerichtet, gut situiert aussehende Herren in die Wade zu beißen, damit sie diese zwecks Wiedergutmachung und Pflege in ihrer Wohnung mitnehmen kann, um sie dann auszunehmen.

  160. Rotkäppchen. Einkleidung einer aktuellen Situation, einer bestimmten Geistesrichtung oder politischen Auseinandersetzung in die Form eines bekannten Kindermärchens.

  161. Die Kondolation. Er kondoliert seinem Kompagnon zum Hinscheiden eines Onkels, gerät aber dabei immer tiefer in eine Kritik des Onkels und des Neffen. Kondolation endet mit geschäftlicher Trennung.

  162. Das Inserat. Man will Heiratsinserat aufgeben und ringt mit dem Mädchen von der Annahmestelle um jede einzelne Formulierung. Lässt die Sache fallen, weil ihm der Preis zu hoch ist. Außerdem ist er noch verheiratet und lässt sich vielleicht doch nicht scheiden.

  163. Die Beratung. Unterrichtsstunde für einen Ausländer in Dialektformulierung, so, als ob es sich um einen richtigen Sprachunterricht handele.

  164. Der Flirt. Kurzsichtiger flirtet mit Dame im Café, stellt dann fest, dass alle ihre ihn erregenden Blicke und Gebärden gar nicht für ihn bestimmt waren.

  165. Der Kriminalfilm. Nach Besuch eines Kriminalfilmes benimmt er sich auf dem Heimweg ganz im Stile dieses Films, um seine Angst sich selbst gegenüber zu überspielen.

  166. Der Sänger. Star eines ländlichen Gesangsvereins treibt mit der Bitte um Engagement als Operntenor Sekretärin einer Staatsoper zur Verzweiflung.

  167. Die Rede. Sekretärin, die angeblich einige goldene Worte aus dem Munde des Chefs nicht mitgeschrieben hat, wird bei Kündigungsandrohung verpflichtet, kein Wort des Chefs auszulassen. Er diktiert eine Rede, und sie schreibt stur seine sämtlichen Zwischenbemerkungen - zum Teil nicht salonfähiger Art - mit und verpatzte ihm so seine wichtige Rede, da er Manuskript nicht mehr durchlesen konnte.

  168. Der Damenringkampf. Diskussion zweier Männer, ob sie der häuslichen Überwachung entgehen und in einen Damenringkampf gehen sollen. Die Annehmlichkeiten, die Sie beim Damenringkampf erwarten, wiegen aber die sich zuhause ansammelnden Unannehmlichkeiten nicht auf, und so verzichten sie.

  169. Die Flucht. Man trägt sich mit Fluchtgedanken, als kurze Abwesenheit der Frau gute Gelegenheit ergibt. Er mischt romantische Jungenträume hinein, gerät so ins Spintisieren, dass er die Zeit vergisst. Die Frau kommt zurück, und er ist im Grunde ganz froh, dass er nicht zu fliehen braucht.

  170. Der Schuhkauf. Mann probiert den halben Schuhladen durch. Als man ihm nichts annähernd so Bequemes bieten kann wie seine alten Latschen, verzichtet er auf den Kauf und bleibt bei den Latschen.

  171. Der Fensterplatz. Man kämpft wütend um einen von ihm nicht ordnungsgemäß belegten Fensterplatz in D-Zugabteil. Die Dame gibt schließlich um der Ruhr willen nach und tauscht den Platz mit ihm weil er beharrlich behauptet nicht rückwärtsfahren zu können als Tausch und Friede wiederhergestellt…[[unleserlich]].

  172. Der Koffertrick .

  173. Der Retter. Er rettet Frau vorm Überfahrenwerden. Sie fühlt sich ihrem Lebensretter zu ewigem Dank verpflichtet, lässt sich nicht mehr abschütteln und wird zur Landplage.

  174. Kollegen. Bürointrige dreier Kollegen, die jeweils zu zwei und zwei über den dritten Reden und zum Schluss nicht mehr wissen, wer eigentlich was über wen gesagt hat.

  175. Der Benediktiner. Er soll kleines Mädel beaufsichtigen und bemerkt nicht, dass es sich an einem Benediktiner betrinkt. Liefert sie der Mutter in desolatem Zustand ab.

  176. Der Wecker. Geräusch des durch die Wand dringenden Weckers veranlasst ihn zu geharnischter Beschwerde bei Nachbarin. Da er sich selbst an den Wecker gewöhnt hat, verschläft er seinen Dienst, als sie am nächsten Morgen den Wecker nicht mehr bemühen lässt.

  177. Der Lift. Er erlebt in steckengebliebenem Lift Todesängste und Umkehr zu guten Vorsätzen und sieht bereits eine Vorschau auf seine Beisetzung. Als gerettet, vergisst er sofort alles.

  178. Die Beleidigung. Mann begreift nicht, dass man den Wahrheitsbeweis für eine Beleidigung nicht erbringen kann und beleidigt bei seiner Verteidigung immer neue Leute.

  179. Anschluss. Er hat sich auf Heiratsinserat hin mit Dame im Park verabredet, wird aber von deren Mutter verarztet und hat so genug von ihr, dass er die Tochter gar nicht erst noch kennenlernen will.

  180. Die Dame im Café. Durch gedankenlose Wiedergabe von Klatsch und angeblichen Äußerungen wird er Ruf einer Dame schwer geschädigt, und sie schlägt zurück.

  181. Das Los. Er lässt sich von Studentin beschwatzen, ein Los zu kaufen, macht aber gleich einen Rückzieher, als diese das Kuvert bereits geöffnet hat. Er bestreitet nachdrücklich seine Verpflichtung zur Abnahme des Loses. Sie wird es also selbst bezahlen. Sie hat einen großen Treffer gemacht. Er kauft ihr ihre gesamten restlichen Lose ab, um auch noch einen großen Treffer zu kriegen, trägt aber keinen.

  182. Der Minister. Gedanken eines Ministers während der Teilnahme an Standardveranstaltung und während seiner Standardrede. Er ist überlastet und kommt überhaupt nicht mehr zum Arbeiten und weiß schon gar nicht mehr, was er eigentlich einweiht.

  183. Der Krankenbesuch. Besucher einer operierten Obermieterin will ihr angeblich eine Freude mit seinem Besuch machen, gerät aber in eine Aufzählung ihrer Schandtaten und vor allem des Krachs über seinem Kopf. Benimmt sich so unverschämt, dass ihn Schwester hinausweist. Die Kranke aber erfasst neuer Wille zum gesundwerden, weil sie ihren ersten Hausputz jetzt nicht mehr abwarten kann.

  184. Der Zeuge. Wichtigtuerischer Zeuge bereitet sich im Gerichtskorridor auf seine Zeugenaussage vor. Um sich in immernoch günstigeres Licht zu versetzen, verwandelt er den zu bezeugenden Vorgang bis zur Unkenntlichkeit. Zum Glück wird er zum Schluss gar nicht aufgerufen.

  185. Der Bruch. Ein Mann, dem im Ersten Weltkrieg Einbruch gute Dienste geleistet hat, hat ihn sich nie operieren lassen und der Zweite Weltkrieg gab ihm darin recht. Auch jetzt kann er sich noch immer nicht zur Operation entschließen.

  186. Die Beschwerde. Er renommiert Kollegen gegenüber, wie scharf er sich beim Chef beschweren und wie er es ihm dabei geben würde. Bei dem entscheidenden Telefonat sagt er aber nur Jawohl und sonst keinen Mucks. Renommiert aber gleich wieder mit vollem Erfolg seiner Beschwerde. (Aussterbende Zivilcourage)

  187. Unfallverhütung. Einige Fälle der Unfallnichtverhütung.

  188. Frau ist weg. Aufkeimende Angst Ehemanns um die nach Krach verschwundene Ehefrau. Nachforschungen bei Freundinnen, Schwiegermutter und Polizei. Sie lebt und hat einen teuren Mantel gekauft. Nach anfänglicher Erleichterung ist der Krach wieder da.

  189. Der Pickel. Mann entdeckt kurz vor Rendezvous einen Pickel an der Lippe, den er rasch ausdrückt und mit allen möglichen Mitteln bekämpft, ohne verhindern zu können, dass die Stelle immer größer und auffälliger wird. Nachdem er sich zu erbärmlichem Provisorium durchgerungen hat, lässt die Dame durch ihr Hausmädchen telefonisch wegen Migräne absagen. Das Hausmädchen vertraut ihm an, dass es keine Migräne, sondern ein Pickel sei, der sie zurück halte.

  190. Der Amateurfotograf. Anerbieten, die Frau eines Freundes mit Kind zu fotografieren, führt zu unübersehbaren Schwierigkeiten, lächerlichen Unfällen und schließlich zum Bruch mit dem Freund, aber nicht zu einem gelungenen Bild.

  191. Die Reise. Skeptiker verwirft alle Vorschläge des Reisebüros für Urlaubsreise. Entscheidet sich schließlich unter dem Gesichtspunkt der auf dem Prospekt abgebildeten Pinup-Girls und der angekündigten Schönheitskonkurrenzen, aber diese Reisen genehmigt seine Frau nicht.

  192. Der Protest.

  193. Die Schachpartie. Ein herablassend behandeltes Kind, das ihm reparierte Schachfiguren zurückbringt, wird von ihm zum Spaß zu einer Partie eingeladen. Schlägt ihn dreimal so vernichtend, dass er die Figuren auf die Erde schmeißt und das Kind sie gleich wieder zur Reparatur mitnehmen kann.

  194. Prominenter Besuch. In einem Betrieb auftauchende Filmschauspielerin löst sofort Kombinationen über ein Verhältnis des Chefs mit ihr aus. Ihre Fragen über seine Vermögensverhältnisse nähren den Verdacht. Sie hat ihn aber lediglich mit dem Wagen angefahren und will möglichst billig dabei wegkommen.

  195. Elektrizität. Versuch, einem Kind die Elektrizität wissenschaftlich zu erklären, endet mit Fiasko und einem Schlag.

  196. Abgeschlossen? Er hat bei jedem Ausgang die fixe Idee, er habe vergessen, die Wohnung abzuschließen, läuft immer noch einmal zurück und sieht nach. Sie ist immer abgeschlossen. Endlich bezwingt er sich und sieht nicht nach. Diesmal war sie nicht abgeschlossen, und man hat tatsächlich die Wohnung ausgeraubt.

  197. Die Verleumdung .

  198. Die Scheidung. Sie unterhalten sich telefonisch über die bereits fest beschlossene Scheidung. Lediglich Möbelverteilung noch zu klären. Da sie sich über das Klavier nicht einigen können, bleiben sie zusammen. Beide können übrigens nicht Klavier spielen.

  199. Anruf aus Paris. Er fürchtet, dass sie ein etwas kompromittierendes Foto vom Betriebsausflug in seinem Anzug finden und daraufhin eine Verkürzung seines Pariser Aufenthaltes fordern könnte. Prophylaktisch bereitet er sie auf den Fund des Bildes vor, sie tobt prompt und fordert seine Rückkehr. Hinterher stellte er fest, dass er das Bild überhaupt bei sich hat.


Alle Original-Texte von Wolf Schmidt


Zum Seitenanfang