Der Kabarettist
Wolfs gute Englischkenntnisse waren in der Stunde Null Gold wert. Das Friedberger Elternhaus sollte wie viele andere unzerstörte Gebäude für die Besatzer requiriert werden, doch Wolf konnte den amerikanischen Colonel davon überzeugen, wegen der fehlenden Zentralheizung, das Haus wieder von der Liste zu streichen.Der geknüpfte Kontakt führte darüber hinaus zu einer Anstellung in der amerikanischen Kantine und kurze Zeit darauf zu der Lizenz für eine „Theater- und Konzertagentur“. So wurde aus dem losen Zusammenschluss versprengter Künstlerfreunde ein Ensemble mit dem Motto „Tausend Takte Heiterkeit“, in dem auch Wolfs 18jährige Schwester Eva als Geigerin auftrat. Etwas später im Jahre 1946 entstand das politische Kabarett „Die Zeitgenossen“, die sich Themen wie den Amtsschimmel, die Lebensmittelknappheit und den Schwarzmarkt, die Wohnungsnot und das gerade überstandene Nazideutschland vornahmen. Die Währung, in der bezahlt wurde, war bei den Amerikanern Chesterfield und freies Essen, und beim deutschen Publikum nahezu wertlose Reichsmark, aber viel Applaus.
Auf der Suche nach einer geeigneten Partnerin für seine Sketche stieß Wolf auf die sudetendeusche Schauspielerin Gretl Pilz, die, aus dem Osten evakuiert, in Holzhausen mit ihrer Familie zwangseinquartiert worden war.
Die Zeit der Flitterwochen und des kleinen Schlagabtauschs frisch Verliebter bildete die Grundlage der Sketche „Sie & Er“, während das Eheleben danach unter dem Titel „Immer diese Ella“ humoristisch verarbeitet wurde.
Mit diesen erfolgreichen Sketchen eroberten Wolf & Gretl dann auch eine breite Zuhörerschaft über die Sender Stuttgart und Frankfurt und beendeten kurz nach der Währungsreform 1948 die Kabarettzeit.
Für Theater und Kabarett hatte niemand mehr Geld übrig, waren doch die Läden plötzlich wieder mit Waren gefüllt, die mit der neuen D-Mark zu haben war. Und Radios konnte sich bald jeder leisten.
Der Conférencier
Wolf Schmidt war durch „Die Zeitgenossen“ und seine Mitwirkung an zahlreichen bunten Abenden mit einer weiteren Kunstart der Unterhaltung in Berührung gekommen – der Conférence. Die geschicktesten Conférenciers, die das Publikum am unterhaltsamsten durch das Programm führen konnten, holte sich das Radio, und von dort übernahm sie später das Fernsehen. Hier sind vor allem Peter Frankenfeld und Hans-Joachim Kulenkampff zu nennen, die sich in einer sehr ähnlichen Situation befanden, und mit denen Wolf Schmidt eine kollegiale Freundschaft verband.
Er musste jedoch schnell einsehen, dass seine Stärke nicht die Moderation, sondern die Textgestaltung war, zum Conférencier fehlten ihm die phänomenale Bühnenpräsenz eines Frankenfeld und der schlagfertige Wortwitz eines Kulenkampff. Das reine Ghostwriting von Conférencen war natürlich weniger lukrativ.
den Hörfunkreihen, deren Höhepunkt die Hesselbachs und deren Adaption für Film und Fernsehen bildeten, hatte er den größten Erfolg. Alle Versuche, in einer anderen Form der (Fernseh-)Unterhaltung Fuß zu fassen, scheiterten. Das signifikanteste Beispiel hierfür war der 1962 zusammen mit Kulenkampff unternommene Versuch einer Unterhaltungsreihe namens „Die Sonntagsrichter“. Dieses „gutbürgerliche Fernsehgericht“ wurde bereits nach vier Folgen wieder abgesetzt.
Eine andere Showidee war einfach nur ihrer Zeit voraus: Das 1966/67 entworfene Konzept einer Voting-Show („Für wen stimmen Sie?“). Die Abstimmung sollte durch Betätigung des Lichtschalters in den Fernsehzimmern der Deutschen erfolgen – das Abstimmungsergebnis durch Messen des dadurch geänderten Stromverbrauchs. Die Idee mit diesem sogenannten „Lichttest“ darf man ruhig belächeln, aber der eigentliche Mangel lag woanders: Die fehlende kommerzielle Ausbeutbarkeit des Voting-Vorgangs. An jeder Stimme per Bezahlanruf oder kostenpflichtiger SMS zu verdienen – für die Produzenten der Voting-Unterhaltung heute ein beträchtlicher Profitfaktor – das war damals noch nicht möglich.