Eine Kurzvorstellung
von Dr. Harald Schäfer
Geschildert wird »eine hessische Alltagschronik der hauptsächlichsten Nebensächlichkeiten«: »Babba Hesselbach« ist das Oberhaupt einer Familie, die neben ihm aus Mutter und vier Kindern besteht. Gleichzeitig ist er der Chef der »Firma Hesselbach«, einer kleinen Verlagsdruckerei, deren Haupterzeugnis das Lokalblatt »Die Weltschau am Sonntag« ist. Die Druckerei befindet sich in Privatbesitz und »Vater Hesselbach« stellt die idealtypische Personalunion von Firmen- und Familienchef kleinbürgerlicher Provenienz dar.
Seine Frau Marie Mathilde Eleonore wurde in der Fernsehreihe von der Schauspielerin Liesel Christ gespielt. Die dominierende Stellung von »Vater Hesselbach« wird deutlich durch die Tatsache, daß die Rolle der Mutter in der jeweiligen Medienpräsentation mit einer jeweils anderen Schauspielerin besetzt wurde (im Funk: Lia Wöhr; im Film: Else Knott; im Fernsehen: Liesel Christ), während Wolf Schmidt stets als Vater auftrat.
Von den beiden erwachsenen Kindern wohnt Tochter Anneliese mit ihren drei Kindern (darunter Zwillingen) weit weg in einer anderen Stadt, ist glücklich verheiratet und dient dramaturgisch lediglich dazu, hin und wieder Vater und Mutter Hesselbach in Großelternsituationen schlüpfen zu lassen.
Der älteste Sohn Willi ist Prokurist in der väterlichen Firma. Er wurde in vielem die unmittelbare Fortsetzungsfigur der Hörfunkfolgen, in denen Wolf Schmidt als Hauptdarsteller noch selbst der »Prokurist einer angesehenen Firma« war, wie der damalige Serien- Slogan hieß. Dieser kleine Schritt vom Arbeitnehmer zum Arbeitgeber beim Wechsel von Hör- zu Fernseh-Funk ist sicher nicht unerheblich und verdient Beachtung.
Sohn Willi spielte in den ersten Folgen der Fernsehserie eine bedeutende Rolle, die im Laufe der Zeit immer mehr vom Autor beschnitten wurde, je mehr sich ein eigener Kristallisationspunkt um diese Sohn-Figur ergab. Autor Wolf Schmidt schickte Hesselbachsohn Willi kurzerhand nach Amerika, ließ ihn heiraten, und fortan wurde nurmehr durch Briefmitteilungen von ihm gelegentlich geredet.
Gleichzeitig damit verlagerte sich der Akzent der Serie von der »Firma Hesselbach« auf die »Familie Hesselbach«.
Die beiden jüngeren Kinder im Teenager-Alter, Heidi und Peter, werden mit ihren Problemen nun weitgehend zu Handlungsträgern.
Schon in der sechsten Folge der Familienreihe wird Tochter Heidi verheiratet, und zwar mit dem zukünftigen Prokuristen der Firma, der sich vom »Windhund« und einstmaligen Liebhaber der nachmaligen Frau des Sohnes Willi zum respektablen Kronprinzen gemausert hatte. Nicht lange danach wird auch Sohn Peter dem Ehestand zugeführt.
Auch in diesem Falle handelt es sich um ein Mädchen aus dem eigenen Betrieb, und so bleibt eigentlich alles in der Familie...
Auszug aus Harald Schäfer: "Die Hesselbachs. Erinnerungen an eine erfolgreiche Familien-Serie aus den Anfangszeiten des Fernsehens", R. G. Fischer, 1996.
Mit freundlicher Genehmigung: Erben Harald Schäfer.
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