Doch dann geschieht das Wunder: Denn die Charaktere und die Themen, die Wolf Schmidt uns präsentiert, die Zwischenmenschlichkeiten und die Streitereien, die er seinen Protagonisten mit genialen Formulierungen, Wortwitz und Sprachgewalt auf den Leib schreibt, diese kleinen Irrungen und großen Wirrungen des Menschen im Alltag – das sind unsere eigenen. Das sind wir. Wenn wir die Firma Hesselbach sehen, sehen wir uns selbst. Die Spießbürgerlichkeit, die Wolf Schmidt karikiert, ist nicht die von vor 53 Jahren. Sondern die von jetzt und heute.
Damit gehört Schmidt zu den Granden der deutschen Satiregeschichte: Er steht in einer Linie mit Peter Frankenfeld, Heinz Erhardt, Loriot und Robert Gernhardt. Wie sie hat auch er seine Mitmenschen fein beobachtet und ihr Verhalten penibel seziert. Seine Charaktere sind scharfsinnig gezeichnet und erschreckend authentisch. Doch bei aller Kritik und Satire: Schmidt ist nie gnadenlos oder unbarmherzig. Nie blickt er auf seine Protagonisten herab. Nie macht er sie runter. Denn er ist selbstkritisch genug und weiß: Er ist einer von ihnen. Er ist wie sie. Nicht besser. Nicht schlechter. Eben Mensch.
Gut, dass er das nun auch im Internet sein darf.
Christian Preiser
Christian Preiser organisierte 1997 gemeinsam mit der Hessischen Landeszentrale für Politische Bildung in Friedberg ein "Hesselbach-Festival".
Preiser ist Geschäftsführer von preiserconsorten. Büro für Qualitätsjournalismus
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